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Titel: "Seele in Seele"
Autor:
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Fandom: McLeod's Daughters
Pairing: Kate/Dave
Rating: R
Word Count: 3.001/6.352 Wörter.
Zusammenfassung: In ihren kühnsten Träumen hätte Kate nicht geglaubt, eines Tages nach Afrika zurückzukehren. Und noch viel weniger, dass sie dort erneut auf Dave treffen würde. Doch sie beide sind nicht mehr die gleichen Menschen wie früher. Ist es trotz allem möglich, dass sie erneut zueinander finden? Oder wiederholt sich, was schon einmal geschah, als Afrika zu ihrem Schicksal wurde und beiden das Herz brach.
A/N: Post-Season 6-Story. Man sollte zumindest das Staffelfinale von Season 6 kennen, obwohl hier und dort auch Spoiler für spätere Folgen verarbeitet wurden. Außerdem habe ich meinen eigenen Headcanon mit eingebracht, so dass es ganz gut wäre, diesen Oneshot vorher zu lesen. Der tolle Storybanner ist von
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Prolog
Kapitel 1
Das Geschrei war ohrenbetäubend, doch sie lachte nur darüber. Überall in der Welt war es das gleiche. Sobald die Schule aus war, stürzten die Kinder nach draußen, raus aus dem stickigen Zimmer, weg von all der Lernerei, ab zum spielen.
Sie stand am Fenster und betrachtete die dunkelhäutigen Gesichter, die genauso spielten wie die Kinder in Australien. Seit knapp drei Monaten arbeitete sie nun schon in „Hope“ und beobachtete immer wieder aufs Neue amüsiert, wie die Kinder hüpften, lachten, rannten und schrieen, lärmten und tobten. Es war eine ganz normale Schulpause mit dem Unterschied, dass sie nicht auf gepflasterten Stein, sondern festgetretenem Lehmboden stattfand.
Sie hörte Schritte und drehte sich um. Lena war zu ihr getreten, eine zierliche Schwedin, die, ebenso wie Kate, als Sozialarbeiterin hierher gekommen war. Lena folgte ihrem Blick und kicherte.
„Das sind vielleicht Racker“, sagte sie.
Kate nickte. „Das wird noch viel Arbeit werden…“ Sie seufzte leise und fühlte Lenas Arm um ihre Schultern.
„Aber es sind unsere Racker“, entgegnete die Schwedin und die beiden Frauen lachten. Sie drehten sich vom Fenster weg und gingen Richtung Tür.
„Ich bin eigentlich gekommen, um dich zu fragen, ob du heute Abend mit zu Allen und Eva kommst. Es gibt Barbecue.“
Kate schüttelte den Kopf, doch bevor sie erklären konnte, weshalb sie nicht mitgehen wollte, fiel ihr Lena ins Wort.
„Kate, das ist schon das dritte Mal, dass du absagst. So geht das nicht! Du kannst nicht in deinem Zimmer sitzen und die Wände anstarren!“
„Ich starre die Wände nicht an“, entgegnete Kate vehement, „aber ich bin so müde, dass ich im Stehen einschlafen könnte.“
„Ka-ate“, bettelte Lena, „seitdem du hier bist, sind wir nur zwei Mal aus gewesen. Du musst was unternehmen, sonst gehst du ein. Immer nur die Kinder und die Nonnen – das macht einen ja irre.“
Sie drückte aufmunternd ihre Schultern. „Bitte!“
Kate seufzte erneut. Sie wusste, dass Lena Recht hatte. Sie sollte sich nicht andauernd in ihrem Zimmer verkriechen, aber bisher war sie am Ende eines langen Arbeitstages immer so müde gewesen und hatte keine große Lust zum Ausgehen gehabt. Der Nachteil war, dass sie dadurch aber auch kaum jemanden außerhalb des Waisenhauses kannte.
„Und außerdem werden auch einige Leute aus Estcourt da sein. Allen hat erzählt, dass er einige Mediziner von ‚Ärzte ohne Grenzen’ eingeladen hat, die zurzeit hier sind. Es werden lauter neue Gesichter da sein und es wird bestimmt nicht langweilig werden. Da ist deine Müdigkeit sicher schnell wie weggeblasen.“
Kates Mundwinkel zuckten. Lena hatte Recht, so müde sie auch war, der heutige Abend schien genau die passende Gelegenheit, um ihr Einsiedlerdasein zu beenden.
„Na gut“, willigte sie ein und trat zusammen mit ihrer Freundin durch die Tür ins gleißende Sonnenlicht, „wann holst du mich ab?“
***
Die Hitze des Tages hatte nachgelassen und es war angenehm warm, so dass man draußen sitzen konnte. Kate liebte diese Abendstunden. Es war die Zeit kurz nachdem die Sonne untergegangen war und die Nachtkühle langsam aus ihren Verstecken hervor kroch, jedoch würde es noch eine Weile dauern bis es vollends dunkel war. Die Kinder lagen in ihren Betten oder hielten sich im Gemeinschaftsraum auf und sie hatte für heute Feierabend.
Ein letztes Mal betrachtete sie sich prüfend im Spiegel. Sie trug selten Kleider, aber heute Abend hatte sie ihre Jeans gegen ein gelb leuchtendes Sommerkleid getauscht, das ihren braungebrannten Teint wunderbar zur Geltung brachte. Noch einmal fuhr sie sich mit der Bürste durch das offene Haar und nahm die Strickjacke vom Stuhl. Während sie sie anzog, klopfte es und Lena öffnete die Tür. Kate trat aus dem Zimmer während Lena sie von oben bis unten musterte.
„Du siehst toll aus, Kate“, sagte die Schwedin mit aufrichtiger Bewunderung in der Stimme.
„Danke.“, erwiderte Kate, „Allerdings komm ich gegen blond, blauäugig und hoch gewachsen nicht an, egal wie sehr ich mich anstrenge.“
Lena lachte und machte eine abwiegelnde Handbewegung. „Ach, was… du siehst reizend aus. Und abgesehen davon kann ich nichts dafür. Das sind die schwedischen Gene.“ Sie strahlte, doch Kate warf ihr einen skeptischen Blick zu.
„Komm “, fuhr Lena ungerührt fort, „lass uns gehen und einen tollen Abend haben.“
Damit ergriff sie Kates Hand und zog sie hinter sich her.
***
„Was sehen meine wachsamen Augen“, rief Allen ihnen entgegen, als sie auf die Veranda kamen. Die zwei Schönheiten aus dem Waisenhaus.“ Lächelnd legte er die Zange auf den Grill, neben dem er stand, und begrüßte Lena mit einer Umarmung, bevor er sich Kate zuwandte, um sie ebenfalls kurz an sich zu drücken. „Schön sie endlich auch mal wieder zu Gesicht zu bekommen, Miss Manfredi“, begrüßte er sie in gespielt vorwurfsvollem Ton.
„Ja, ich weiß. Ich gelobe Besserung“, erwiderte sie grinsend und hielt Zeige- und Mittelfinger als Zeichen des Schwurs hoch.
„Da bist du heute genau richtig“, mischte sich Eva ein. Sie war Allens Ehefrau und eine der ersten Personen, die Kate kennen gelernt hatte, nachdem sie in „Hope“ angekommen war.
Die beiden Frauen begrüßten sich herzlich.
„Lass mich euch den anderen vorstellen.“ Damit hakte sie sich vertrauensvoll bei Kate unter und steuerte auf die kleine Gruppe von Gästen zu, die sich bereits auf der Veranda eingefunden hatten. Lena unterhielt sich weiter angeregt mit Allen, der sich wieder seiner Tätigkeit als Barbecue-Chef widmete.
Kate genoss die Feier in vollen Zügen. Während sie mit alten und neuen Bekannten redete, merkte sie erst, wie sehr sie es vermisst hatte, sich mit Menschen über den Alltag ihrer Arbeit hinaus zu unterhalten.
Sie schmunzelte als Holger, ein junger Deutscher, enthusiastisch von seiner Reise nach Island erzählte, wo er für zwei Wochen, mit nichts anderem als Auto und Rucksack bewaffnet, unterwegs gewesen war. Eine halbe Stunde später gesellte sich Aaron dazu, der mit ‚Ärzte ohne Grenzen’ in Afrika war und bereits im Kosovo und auch in Indien gearbeitet hatte. Es war faszinierend, ihm zuzuhören und zugleich erschreckend zu erfahren, mit welch entsetzlichen Dinge er durch seine Arbeit konfrontiert war.
Sie verstand ihn so gut. Den Drang etwas zu tun und doch an manchen Tagen einfach hoffnungslos mit den Zuständen vor Ort überfordert zu sein. Dann half es, sich die kleinen Erfolge ins Gedächtnis zu rufen oder sich Freunden zuzuwenden, mit denen man gemeinsam abschalten konnte.
Sie lächelte und suchte Lena, als sie deren helles Lachen hörte. Es sah so aus, als hatte die Schwedin sich einen kleinen Flirt gegönnt. Ihre Augen glitten über die Gruppe der Gäste, die aus aller Herren Länder kamen, getrieben von dem Wunsch, die Dinge besser zu machen, als sie waren. Ein idealistischer Haufen, den sie mehr mochte, als sie zugab.
Immer noch in Gedanken bemerkte sie den Gastgeber erst, als er ihr eine Hand auf die Schulter legte.
„Kate“, sagte Allen, ein Grinsen auf dem Gesicht, „bist du noch bei uns?“
Sie schaute ihn überrascht an. „Ja, klar. Ich war nur kurz in Gedanken“.
„Daheim?“, erwiderte er verständnisvoll. Die Frage wärmte ihr Herz und sie drückte dankbar seine Hand auf ihrer Schulter. Allen und Eva waren älter als sie alle zusammen. Sie waren vor 30 Jahren nach Afrika gekommen und schlussendlich geblieben. Das Land und die Leute hatte sie in ihren Bann gezogen und seitdem kämpften sie an Ort und Stelle für das Fleckchen Erde, das sie nun ihr Zuhause nannten.
Ohne es wirklich zu merken, waren sie mehr und mehr zu einer festen Institution geworden, zum Anlaufpunkt für alle ausländischen Hilfskräfte in der Gegend, egal ob ‚Ärzte ohne Grenzen’, ‚Rotes Kreuz’ oder andere Organisationen. Wenn es Probleme gab, konnte man sich auf die beiden verlassen, die als Helfer in der Not immer einsprangen.
„Ich wollte es dir ja eigentlich nicht verraten“, fuhr Allen fort und gab ihr ein frisches Bier, „aber ich warte noch auf einen anderen Australier, der heute vorbeikommen wollte.“
„Wen?“, fragte sie fasziniert. Es kam viel zu selten vor, dass sie hier einem Landsmann begegnete und eine fast kindliche Freude machte sich in ihrer Brust breit.
„Ja, er ist erst vor wenigen Wochen hierher gekommen. Ein Tierarzt, der im Weenen Reservat angestellt ist.“
Sie nickte wissend. Weenen war eines der Naturschutzprojekte der Gegend. Dort lebten eine Reihe von exotischen Tieren, vor allem Nashörner, wenn sie sich recht erinnerte, so dass die Regierung beschlossen hatte, ein Naturschutzreservat einzurichten.
Sie hatte in ihrer Zeit hier bereits den einen oder anderen Tierarzt kennen gelernt, der mit der Betreuung und dem Ausbau des Projektes betraut gewesen war. Dass jetzt ein Australier an dem Projekt beteiligt zu sein schien, war ein extra Bonus zum heutigen Abend, an dem sie ihre Heimat besonders vermisste.
Sie lächelte und Allen grinste zurück.
„Wusste ich doch, dass ich dich damit aufheitern kann“, sagte er und stupste sie spielerisch an. Dabei wanderte sein Blick über ihre Schulter hinweg zur Tür.
„Ah,“, meinte er, „wenn man vom Teufel spricht… darf ich vorstellen: Kate, das ist Dave, Dave, das ist Kate, der australische Tierarzt, vom dem ich dir eben erzählt habe.“
Mit einem Lächeln drehte sie sich um und blieb wie angewurzelt stehen.
„Dave?“, entfuhr es ihr. In ihrem Gesicht war ebenso große Überraschung zu sehen, wie auf Daves Zügen.
„Kate?“, Dave blieb stehen.
Ihre Blicke begegneten sich. Sie begrüßten sich steif und Kate spürte, dass Allen sie prüfend beobachtete.
„Ihr kennt Euch?“, fragte Allen, seine Augen wanderten zwischen den beiden hin und her.
„Ja“, antwortete Dave ausweichend, wandte den Blich ab und schüttelte seinem Freund die Hand.
„Ihr habt bestimmt Einiges zu besprechen“, sagte Kate. „Und Lena wollte mir eine neue Betreuerin vorstellen.“ Ohne einen weiteren Blick auf Dave, wandte sie sich ab und flüchtete in Richtung der Gruppe, die sich um Lena scharrte.
***
„Wie? Ihr kennt euch?“, fragte Lena so laut, dass Kate sich beunruhigt zu ihrem Ex-Freund umdrehte, der mit Allen in ein Gespräch vertieft schien.
„Wir haben in derselben Gegend gearbeitet. Er hat auf der Nachbarfarm gewohnt“, erklärte Kate und trank einen Schluck aus ihrer Bierflasche, um möglichst unbeteiligt zu erscheinen.
„Und?“, fragte Lena weiter, die am Ton ihrer Freundin genau hörte, dass das nicht die ganze Geschichte war.
„Und“, fuhr Kate, fast ein bisschen ärgerlich, fort, „wir waren ein Paar.“
„Was?“ Zum zweiten Mal zuckte Kate angesichts der Lautstärke zusammen, wagte jedoch nicht, noch mal zu Dave hinüber zu sehen.
Kate seufzte und ging ein paar Schritte zu einer kleinen Gartenmauer, auf die sie sich setzte. Lena folgte ihr und ließ sich neben ihr nieder. Mitfühlend legte sie ihre Hand auf das Knie ihrer Freundin.
„Kate?“
Kate wusste genau, worauf Lena hinaus wollte.
„Du erinnerst dich daran, dass ich dir von meinem Ex-Freund erzählt habe. Derjenige, in den ich über Jahre hinweg verliebt war und der nichts von mir wollte?“
Die Schwedin nickte. „Der, mit dem du dann doch noch zusammengekommen bist. Die Beziehung hat aber nicht gehalten.“
Kate trank erneut. „Ja, genau“, sagte sie und schaute zu dem sonnengebräunten Mann.
„Dave ist damals nach Afrika gegangen, um an einem Tierarzt-Projekt teilzunehmen. Ich hab ihn begleitet. Aber es hat nicht geklappt und so bin ich zurück nach Drovers gegangen.“
„Und seitdem hast du nichts mehr von ihm gehört?“, fragte Lena erstaunt.
Kate zuckte mit den Schultern. „Sein Bruder Pat hat ab und an was erzählt, aber ich selbst hatte keinen Kontakt mehr.“
Lena tätschelte ihr Knie. „Na, dann war das heute ja eine ziemliche Überraschung. Wie lange habt ihr euch jetzt nicht mehr gesehen?“
„An die acht Jahre.“ Sie seufzte.
„Acht Jahre?“, echote Lena überrascht.
Kate nickte nur.
„Versuch es positiv zu sehen“, meinte die Blondine nach einer Weile. „Ich meine, ihr habt euch so lange nicht mehr gesehen. Ihr seid jetzt zwei völlig andere Menschen. Aber ihr ward mal gute Freunde und es wäre doch schade, wenn ihr nicht wenigsten ungezwungen miteinander umgehen könntet. Nicht trotz, sondern wegen eurer gemeinsamen Vergangenheit.“
Sie stand auf und zog Kate auf die Beine. „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Menschen, die aus einem Land kommen, das so groß ist wie Australien, zur gleichen Zeit am gleichen Ort, tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt, auf einem Kontinent mit einer Milliarde Einwohnern wieder treffen? Das ist eigentlich unmöglich!“
Während des Gesprächs liefen sie Richtung Buffet. „Nur einfältige Menschen nennen das Zufall.“, beendete Lena ihre Ausführungen und lud sich Salat auf den Teller. „Soviel zum Thema Zufall. Sieh, wer da kommt.“ Lena deutete mit einem Nicken Richtung Garten. Kate sah, wie sich Dave dem Buffet näherte. Doch bevor sie etwas sagen konnte, winkte ihr Lena zu und verschwand mit einem aufmunternden Grinsen auf den Lippen.
„Hi“, sagte Dave lahm, als er an den Tisch heran trat.
Einen Moment war sie unsicher, wie sie reagieren sollte, doch dann entschied sie sich für ein Lächeln und entgegnete mit ehrlicher Herzlichkeit: „Hi“.
***
Es war lächerlich wie nervös sie war. Gleichzeitig war sie dankbar, dass Dave ihr die Entscheidung abgenommen und sie angesprochen hatte. Schnell waren sie in ein Gespräch verwickelt gewesen und saßen nun mit ihren Tellern auf der Gartenmauer, die Kate zuvor schon mit Lena geteilt hatte.
„Und dann hab ich Drovers verlassen, um mit Jugendlichen zu arbeiten.“, beendete Kate ihren Bericht.
„Pat hat erzählt, dass du damals einfach alles hingeschmissen hast, um plötzlich als Sozialarbeiter in einem Projekt für Problemkinder anzufangen. Er war ziemlich erstaunt, weil es komplett unerwartet kam.“
Kate schmunzelte. „Ich kann mir denken, dass es für alle ausgesehen hat, als würde ich meine Entscheidung überstürzen, aber das war nicht so. Ich war schon lange vorher unzufrieden und hab mich nicht mehr wohl gefühlt. Es war nicht der Job, der mich auf Drovers gehalten hat, sondern die Leute.“
Dave nickte verständnisvoll. „Aber einfach alle Zelte hinter dir abbrechen, das passt so gar nicht zu der Kate Manfredi, die immer so zielstrebig ihrem Fünf-Jahres-Plan gefolgt ist.“
Kate lächelte. „Fünf-Jahres-Pläne gibt es nicht mehr.“ Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Besonders hier nicht. Ich hab schnell genug gelernt, dass man in Afrika nichts voraussagen kann. Wenn du es versuchst, machst du dich nur verrückt damit. Du musst alles einfach auf dich zukommen lassen.“
„Das sind ja ganz neue Töne.“, erwiderte Dave amüsiert.
„Hey“, sie stupste ihn leicht mit der Faust. „Das heißt nicht, dass ich das Planen ganz aufgegeben hab. Ordnung muss sein. Aber fünf Jahre sind eine lange Zeit. Da kann so viel Unvorhergesehenes passieren.“
Sie schwieg und sah Dave an. Ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest, bevor Kate wegschaute.
„Weißt, du“, fuhr sie fort, „für Pat, Stevie und all die anderen mag es vielleicht überraschend gekommen sein, dass ich angefangen habe mit Jugendlichen zu arbeiten, aber was ich jetzt mache, füllt mich so viel mehr aus, als die Arbeit auf der Farm. Ich weiß, es klingt wie ein Klischee, aber Menschen helfen zu können macht mich glücklich. Ich hab Spaß daran, mit den Kids zu arbeiten und ihnen Alternativen aufzuzeigen, ihnen dabei zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden.“
Dave lächelte und musterte sie einen Moment. „Du hast dich verändert, Kate.“
„Hoffentlich zum Guten“, entgegnete sie und lächelte zurück.
Dave trank sein Bier leer und ließ die Flasche von der rechten in die linke Hand wandern. Doch bevor er auf ihren Kommentar antworten konnte, entließ sie ihn aus der Pflicht und fragte stattdessen: „Und was genau machst du jetzt, Dave?“
Er atmete durch, nahm aber die Brücke an, die sie ihm gebaut hatte. Dann begann er von dem Nationalpark-Projekt zu erzählen, an dem er arbeitete.
***
Völlig ins Gespräch vertieft, merkten Dave und Kate nicht, dass Lena zu ihnen trat.
„Tut mir leid, euch zu unterbrechen“, sagte sie und sah die beiden entschuldigend an, „aber Holger meinte, er würde jetzt fahren und könnte uns mitnehmen, wenn wir möchten. Ich hasse es, den Abend schon zu beenden, aber du weißt selbst, wie umständlich es ist, jetzt noch nach Hause zu kommen.“
Kate nickte, die leichte Enttäuschung in ihren Zügen erkennbar. Sie hatte kaum bemerkt, wie schnell die Zeit verflogen war.
„Das heißt wohl, dass wir gehen müssen“, stellte sie an niemand bestimmten gewandt fest.
„Aber nicht, bevor du mir nicht wenigstens noch dem Mann vorgestellt hast, mit dem du fast den ganzen Abend verbracht hast“, entgegnete Lena schelmisch.
Dave lachte und streckte ihr seine Hand entgegen. „Ich bin Dave, ein Freund von Kate.“
Lena grinste. „Na wie passend, das bin ich auch. Ich heiße Lena und arbeite mit Kate in ‚Hope’.“
Die beiden schüttelten sich die Hände.
„Tut mir leid, Dave, dass ich dir Kate entführen muss, aber die Chance gefahren zu werden, können wir uns nicht entgehen lassen.“
Der blonde Tierarzt nickte. „Ich hab Kate gerade gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn sie nächstes Wochenende in Weenen vorbeikommt. Wenn du Lust hast, kannst du sie ja begleiten.“
„Gerne, das wäre großartig.“, rief die Schwedin begeistert und schaute Kate an, die aufmunternd nickte.
„Ich kann mir denken, dass es zu zweit sicher mehr Spaß macht“, fuhr Dave fort. Dann kramte er in seiner Hemdtasche, holte Zettel und Stift hervor und schrieb etwas darauf. „Das ist meine Nummer. Ruft an, wenn es klappt. Dann zeige ich euch den Park.“
Kate nahm den Zettel entgegen, als sie die Hupe eines Jeeps hörte.
„Das wird Holger sein.“ Dave zuwinkend lief Lena Richtung Tür. „Machs gut Dave. Schön, dich kennen gelernt zu haben. Bis bald.
Kate, wir warten draußen.“ Mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden.
Kate blieb mit Dave allein zurück und die beiden sahen sich einen Moment ruhig an.
„Ich hab mich wirklich gefreut, dich wieder zu treffen“, unterbrach Dave die Stille.
„Stimmt. Das letzte, womit ich diesen Abend gerechnet hatte, war dich wieder zu sehen“, erwiderte sie amüsiert, „ Es war schön.“ Sie blickte etwas verlegen zu Seite.
Der Tierarzt lächelte und zog Kate in die Umarmung, die sie bei der Begrüßung hatten ausfallen lassen. Ihr Kopf lag an seiner Schulter und ihr stieg für einen Moment sein unverwechselbarer Duft in die Nase. Sie schloss die Augen und atmete tief ein.
Dann war alles vorbei. Sie lösten die Umarmung und verabschiedeten sich.
„Bis bald.“ sagte Dave und hielt einen Moment ihre Hand sanft in seiner.
„Bis bald.“ sagte sie und ging zu dem Wagen, der auf sie wartete. Bevor sie die Autotür schloss sah sie noch einmal zum Haus. Das war wirklich ein überraschender Abend gewesen.
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