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Autor: [livejournal.com profile] dunderklumpen
T
itel: "Mathias" und "Oper"
Fandom:
Original
Rating: PG-G
Word Count:
319 Wörter und 189 Wörter.
Zusammenfassung:
"Gedanken zu Mathias" und "Eindrücke eines Opernabends".
Anmerkungen:
Ich schreibe eigentlich keine Originale - zumindest nicht mehr seit mindestens 10 Jahren. Hier sind also zwei Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Sie sind sehr kurz und irgendwie hab ich ein bisschen Angst sie zu posten, aber bitteschön, hier sind sie:
Beta:
[personal profile] jussy_baby hat dankenswerterweise drübergeschaut und Fehler rausgepickt.


 

„Mathias“

Er sitzt drei Reihen vor mir. Nah genug, um die feinen Härchen in seinem Nacken zu sehen, nah genug, um mir vorzustellen, wie es sich anfühlt, mit den Fingerspitzen darüber zu streicheln – ganz sanft, vorsichtig.

Nah genug, um mich zu fragen, wie es ist, durch sein dichtes blondes Haar zu fahren, ihn zu berühren, seine Lippen auf meinen zu spüren.

Nah genug, damit dieses alte Gefühl von Aufgeregtheit hochkommt, das unkontrollierte Kribbeln im Magen, das ich das letzte Mal gespürt habe als ich 14 war. Die Schmetterlinge flattern auf, suchen sich einen Weg in meine Kehle.

Gibt es so etwas wie Schicksal? Hat es einen Sinn, dass ich ihn jedes Jahr wiedersehe, dass er jedes Jahr aufs Neue da ist? Nah genug, damit ich mich frage, wie es gewesen wäre, wenn… Nah genug, damit dumme Hoffnung in mir brennt – eine Sekunde lang, den Bruchteil eines Atemzugs.

Dann schlägt die Realität über mir zusammen und ich weiß, dass es unerreichbare Träume sind, die ich träume. Phantasiegewordene Wünsche, die nichts als das bleiben – Rauch, der genauso schnell vergeht wie ein Wimpernschlag.

Ich seufze und meine Augen bohren sich in seinen  Hinterkopf. Aber er dreht sich nie um, bemerkt mich nicht, weiß nichts von dem Tumult in mir.

Er hat den blau-weißgestreiften Pullover an – schon das dritte Jahr in Folge. Er sieht bequem aus. Und wieder frage ich mich, wie es wäre, meine Hand seinen Nacken hinab gleiten zu lassen, den Stoff des Kragens weich und verwaschen an meinen Fingerspitzen.

Es ist nicht fair und obwohl ich weiß, dass es aussichtslos ist, warte ich auf den Tag, an dem er sich umdreht, an dem seine Augen die meinen treffen.

Er wird nächstes Jahr wieder da sein – und so lange begleitet mich sein Bild: Erinnerung an Vergangenes, dumme Hoffnung auf Zukünftiges und zugleich die bittere Erkenntnis, dass es nicht anders sein wird als jedes Jahr: Ein Wunsch zur Weihnacht, der sich niemals erfüllt.
 

****


„Und wenn Musik der Liebe Nahrung ist…“

Die Frauenstimme war klar und weich zugleich. Sie hatte das sanfte Timbre, das vielen dunkelhäutigen Sängerinnen zu Eigen war. Geschmeidig schmiegten sich die Töne in ihn hinein, legten sich schwer um sein Herz und zwangen ihn zu hören und zu fühlen, was sie sagte. Nicht durch Worte, sondern nur mit Noten, mit der Musik, die auf- und ab schwebte, Wellen formte und Bilder vor seinem inneren Auge entstehen ließ. Er sah Zitronenfelder und junge Arbeiterinnen im Sonnenschein. Er sah Kaiserpaläste und grausame Prinzessinnen, er beobachtete die Geisha, wie sie ihren Sohn wiegte, aufs Meer hinausschauend und sehnlichst auf die Rückkehr ihres Liebsten wartend. Er fühlte sowohl die Verzweiflung Lady Macbeths als auch den Wahnsinn und Gram von Mignon. Die Stimme war in der Lage, ihm dies alles zu zeigen – durch ihren sanften Klang, durch ihre ungewöhnliche Kraft, die mitten in seine Seele drang.

Die letzte Note verklang und ein stummes Echo ebbte in ihm nach, so dass er sich nicht rühren konnte. Als es still in ihm wurde, nahm er das Schweigen des Raumes um ihn herum wahr. Er stand auf, schaltete den Plattenspieler aus und ging zu Bett.

(Geschrieben nach dem Besuch eines Jubiläumskonzertes anlässlich des 150. Todestages von Puccini im Oktober 2008.)


 

 

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