Qaf: "Schicksal" (Hunter/Daphne)
May. 23rd, 2010 07:18 pm![[identity profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/openid.png)
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Titel: "Schicksal"
Fandom: Queer as Folk
Genre: Drama, AU
Personen: Daphne/Hunter (etablierte Beziehung)
Rating: R
Word Count: 1.110 Wörter.
Zusammenfassung:
Disclaimer: Queer as Folk ist das Eigentum von Cowlip und Showtime.
„Schicksal“
„Daphne?“, fragte er als er die Tür hinter sich schloss. „Wo bist du?“
„Hier“, rief sie als er sich auszog und seine Jacke an die Garderobe hängte, „im Wohnzimmer.“
Erstaunt betrat er den Raum und setzte sich neben sie aufs Sofa.
„Was machst du hier?“
„Nachdenken!“
„Im Dunkeln?“
Sie lächelte schwach.
„Das kann ich dann am besten.“
Er drehte sich zu ihr. Den Arm auf die Sofalehne gelegt, die Beine angezogen, einen Fußrist unter die Kniekehle des anderen Beins geschoben, sah er sie an und legte eine Hand auf ihren Oberschenkel.
„Daphne, was ist los?“ Leise Besorgnis schwang in seiner Frage mit.
Ihre Augen glitten zu dem Papier, das auf dem Tisch vor ihr lag.
„Ich war beim Arzt“, sagte sie nur; und diese vier Worte reichten aus, um seine Züge erstarren zu lassen. Ihm war übel als er darauf wartete, dass sie fortfuhr. Wenn er sie angesteckt hatte, wusste er nicht, was er tun sollte.
Das durfte nicht sein!
Das konnte nicht sein!
Und doch wusste er in seinem Innern, dass, egal wie vorsichtig sie gewesen waren und wie sehr sie sich auch geschützt hatten, immer eine winzig kleine Möglichkeit bestand, dass sie es auch bekam. Zu oft hatte ihn der Gedanke gequält, dass es eines Tages so kommen würde. Und die Alpträume, aus denen er erwachte, handelten genau davon.
Sie hatte nur wenige Sekunden geschwiegen, doch es kam ihm vor wie Stunden.
„Keine Angst“, hörte er sie in seiner aufsteigenden Panik sagen, „ich bin negativ.“
Erleichterung überwältigte ihn und er atmete befreit auf.
„Gott sei Dank!“, sendete er ein Stoßgebet zum Himmel, obwohl er nicht wirklich an einen Gott glaubte.
Immer noch saßen sie da und die plötzliche Erleichterung machte neuer Sorge Platz.
„Daphne? Was ist los?“
Resigniert sah sie ihn an und seufzte tief.
„Als ich meine Ergebnisse abgeholt habe, hat mich Dr. Peterman darüber informiert, dass bei der Blutuntersuchung eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen festgestellt wurde.“
„Und das bedeutet?“, fragte er, eine furchtbare Ahnung in ihm aufsteigend.
„Er meinte, das könne viele Ursachen haben. Er hat mir erneut Blut abgenommen, um weitere Tests zu machen, aber…“ Sie stockte und schluckte hart.
„Schatz?“, wieder suchte er ihren Blick und nahm ihre Hände in die seinen. Er nannte sie selten so. Er mochte diese Kosenamen nicht. Sie erinnerten ihn zu sehr an Zeiten, die er lieber vergessen wollte. Ihr Blick traf den seinen
„Der schlimmste Fall hieße Krebs“, sagte sie und klang dabei wie ein verschrecktes Kind. „Hunter, du kennst meine Familie. Bei der Vorgeschichte mit meiner Mutter und meiner Tante ist die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich Krebs ist, sehr hoch!“
Für ungeübte Ohren klang sie ruhig, doch er kannte sie lange genug, um die Schärfe in der Stimme zu hören, die ihm verriet, dass sie innerlich völlig panisch war.
„Komm her“, sagte er und zog sie an sich. Einen Moment lang versteifte sie sich, bevor sie nachgab und ihren Kopf gegen seine Schulter legte.
„Egal, was es ist, wir schaffen das schon!“
Er spürte wie sie sich fester an ihn drückte. So saßen sie da, im Dunkeln ihrer Wohnung, im Trost des Anderen.
****
Dass er sich eines Tages um sie Sorgen machen müsste, hätte er nicht gedacht. Natürlich war ihm klar gewesen, dass es keine Garantien gab, aber wenn er an ihre Zukunft dachte, dann immer nur mit ihm im Krankenhaus. Er sollte es sein, der kreidebleich aus der Klinik wankte, er sollte es sein, der sich vor Krämpfen windend übergab, er sollte es sein, der so sich so schwach fühlte, dass er kaum ein Glas Wasser halten konnte – und nun war sie es. Damit hatte er nicht gerechnet – und deshalb traf es ihn umso härter. Bens Hand auf seiner Schulter schreckte ihn aus seinen Gedanken.
„Alles in Ordnung, Pal?“
Hunter nickte, um gleich darauf den Kopf zu schütteln.
„Ich weiß“, sagte Ben nur und tätschelte aufmunternd seine Schulter. „Aber es wird besser!“
****
„Hey, Baby. Wie fühlst du dich?“
Sie lächelte ihn an.
„Ganz gut.“, log sie, und er wusste es.
„Daphne!“
„Es geht so“, gab sie zu, „mir ist zumindest nicht schlecht!“
„Kann ich dir irgendwas bringen? Hast du Durst oder Hunger?“
Nein, schon o.k.“, sagte sie und schlug die Bettdecke zurück. „Lass mich nur erst ins Bad und ich bin fit für den Tag!“
Mit diesen Worten stand sie auf und verschwand im Badezimmer. Als sie nach 10 Minuten noch immer nicht zurück war, begann er sich Sorgen zu machen.
„Daphne?“, er klopfte an der Tür, „alles in Ordnung da drin?“
Sie antwortet nicht.
„Daphne?“
Das Schloss klickte und er griff den Knauf. Langsam öffnete er die Tür. Sie saß auf dem Badewannenrand, das Gesicht angeschwollen, so als hätte sie geweint.
Mit einem Blick erfasste er die Situation. Lange schwarze Haarbüschel lagen im Waschbecken, die Bürste auf dem Kachelrand.
„Ich wusste, dass es früher oder später passiert“, flüsterte sie kaum hörbar, „aber es zu sehn…“ Sie schaute auf. „Mein schönes Haar.“, sagte sie und betrachtete sich erneut im Spiegel.
Er setzte sich neben sie und begann ihren Rücken zu streicheln – beruhigend, tröstend.
„Ich liebe dich, egal ob mit Haare oder ohne“, sagte er und wartete.
****
Was hat der Arzt gesagt?“
„Abwarten.“
Er sah sie fragend an.
„Es sind keine Veränderungen erkennbar. Der Krebs ist weg!“, freute sie sich, um düster einzuwenden: „Vorerst!“
Hunter seufzte.
„Nicht so negativ! Der Krebs ist weg und er soll sich ja wagen wiederzukommen…“
Sie lächelte matt.
„Du bist so süß.“
Er griff sich Schmerz heischend an die Brust und verdrehte die Augen.
„Das ist ein Todesurteil! Männer sind nicht süß! Sie sind stark und männlich und beschützend… und männlich! Aber nicht süß!“
Nun lachte sie.
„Und sie spinnen!“
„Gibs zu, das liebst du doch an mir?!“
Wieder ertönte ein helles Lachen.
Er liebte es! Sie hatte so lange nicht mehr gelacht, dass er ganz vergessen hatte, wie sehr er diesen Klang vermisste. Munter hakte sie sich bei ihm ein.
„Und was jetzt?“
„Mh…“, erwiderte sie nur und tat, als ob sie angestrengt nachdachte.
„Dinner und dann shoppen!“
„Muss ich da mitkommen?“, fragte er wenig hoffnungsvoll.
„Ich zitiere wörtlich: Wenn du wieder gesund bist machen wir alles, was du willst!“
Resigniert grunzte er. „An Shoppen hatte ich da nicht gedacht.“
Sie blieb stehen und küsste ihn, so wie sie ihn lange nicht mehr geküsst hatte.
„Vielleicht steht am Ende auch eine Belohnung für dich!“, meinte sie nur kokett und marschierte los. So schnell er konnte rannte er ihr hinterher.
„Zum Einkaufszentrum gehts da lang“, sagte er nur und zeigte nach rechts.
Sie lächelte. „Ich weiß!“, war alles was sie entgegnete als sie den Weg zu ihrer Wohnung einschlug.