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Autor: Dunderklumpen
Titel: "Freundschaft durch Zeit und Raum"
Fandom: Criminal Minds
Pairing: Rossi/Hotch
Rating: PG
Word Count: 1.350 Wörter.
Zusammenfassung: Es ist Freundschaft, die beide verbindet, auch um 2 Uhr nachts. Der kurze Dialog am Anfang stammt aus CM 403 "Minimal Loss". SPOILER für Season 4.
Disclaimer: Criminal Minds ist das Eigentum von CBS.
A/N: Für [livejournal.com profile] agadinmar  , die unbedingt Hotch und Rossi wollte. Leider nur Canon, aber vielleicht hast du trotzdem Spaß dran.

“Freundschaft durch Zeit und Raum”

„Know it, been there, done that“

Hotch: „Wenn Prentiss und Reid was passiert, ich… ich weiß nicht...”

Rossi: „Du bist nicht allein damit.“

Hotch war außer sich. Die Situation überforderte ihn, die Sorge überwältigte ihn, es war alles zu viel.

****

Es war still und Rossi starrte ins Dunkel. So viele Jahre hatte er mit Schuldgefühlen und Alpträumen gelebt, dass jetzt, nachdem er endlich mit allem Abgeschlossen hatte nur noch die langen Nächte übrig waren. Von Zeit zu Zeit kamen sie einfach und blieben. Die Panik, das Herzklopfen, die Bilder, die er vergessen wollte...

Er war erleichtert gewesen, als Reid und Emily Cyrus entkommen waren und ebenso froh, dass Morgan in der Explosion nicht getötet wurde, aber er hatte Hotchs Blick gesehen, den Schock und die Angst, die sich für wenige Sekunden gezeigt hatten, als die Maske verrutschte und unter dem Stoischen Äußeren von SSA Hotchner plötzlich Aaron auftauchte. Aaron, dessen Mentor er gewesen war, dessen Weg er verfolgt und mitgeprägt hatte. Aaron, der junge Mann, der so viel fröhlicher und unbeschwerter wirkte vor 10 Jahren. Der Job fraß an ihnen allen und keiner arbeitete bei der BAU, der nicht spürte, wie mit jedem Fall, mit jedem Verbrechen ein Teil von ihm starb. Sagte man von den Jahren beim FBI, dass sie doppelt zählten, so war es bei der BAU das Dreifache. Alkohol, Depressionen, gescheiterte Beziehungen; Ehen, die in die Brüche gingen und völlig ausgebrannte Erschöpfung. Sie hatten alle ihren Preis zu zahlen. Doch immer, wenn sie einen UNSUB schnappen konnten, immer, wenn sie eines dieser Schweine hinter Gitter brachten, war es es wert, war es die schlaflosen Nächte wert, die Alpträume und alles, was es sie kostete.

Als Aaron die Fassung verlor wusste er genau, wie er sich fühlte. Er wusste genau, wie zerrissen sein Freund war, wie verzweifelt er an dem einzigen festhielt, was ihm geblieben war: Sein Job, sein Team, seine Familie.

Drei gescheiterte Ehen, drei schmerzhafte Scheidungen, drei Mal Versagen. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Rossi sich dafür gehasst. Jetzt akzeptierte er es als Teil seines Selbst. So war er und so war sein Leben. Er war nur dankbar dafür, dass es einzig und allein ihn betraf. Keine Kinder, die die Leidtragenden waren, die ewig an seinem Gewissen nagten und ihm vor Augen führten, dass er ihr Leben ruiniert hatte. Das Schuldgefühl, das tief in Aarons Inneren nagte – tagein, tagaus, immerzu. Er wusste genau, wie Hotch sich fühlte und das war der Grund, weshalb er morgens um 2 Uhr vor seiner Tür stand. Wenige Sekunden nach dem Klingeln öffnete er. David hatte gewusst, dass Aaron nicht schlafen würde, genauso wenig schlafen konnte wie er selbst. Wortlos hielt er die Flasche hoch. Ein stummer Gruß, ein geheimes Zeichen zum Einlass. Hotch stieß die Tür auf und ließ ihn vorbei. Stumm betrat er die Wohnung. Es war dunkel, nur eine kleine Stehlampe in der Ecke tauchte den Raum in ein diffus graues Licht. Ziellos sah er sich um und ging dann zum Sofa. Er setzte sich, die Flasche dabei im Schoß. Mit fast schwerfälligen Bewegungen stellte er sie auf den Tisch und beobachtete, wie Hotch in der Küche verschwand. Er hörte, wie der Kühlschrank geöffnet wurde, wie Eis in Gläser fiel und hell klirrte. Das Geräusch schien fremd, so unpassend in dieser Umgebung und um diese Uhrzeit. Aaron verließ die Küche und trat zu ihm, die Gläser in der Hand. Er stellte sie neben die Flasche und öffnete den Verschluss, der laut knackte. Wieder ein Geräusch, das nicht hierher passte, doch zugleich den Bann löste, der über ihnen lag. Das Gluckern beim Einschenken des Alkohols war entspannend. Rossi ergriff das Glas mit der bronzefarbenen Flüssigkeit und das Eis knarzte, so als ob es sich gegen die Flüssigkeit zur Wehr setzte, mit der es sich den Raum teilte. Nüchtern hob er es an und prostete seinem Gegenüber zu. Dieser erwiderte den Toast, ahmte ihn nach. Zeitgleich setzten sie an und tranken, lief der Alkohol brennend ihre Kehlen hinab. Es tat gut und es war notwendig!
Rossi schenkte nach und für endlose Sekunden sagten sie nichts, schauten auf die Flasche, die Gläser, ihre Hände. Und doch war es ein Moment komfortablen Schweigens – keine Peinlichkeit, keine Unruhe. Sie kannten sich viel zu lange dafür.

Aaron war der Erste, der die Stille unterbrach und sich räusperte. Für Rossi war es das Zeichen, auf das er insgeheim gewartet hatte, ohne dass er es wusste – wie ein Pistolenknall, der dem Feld signalisierte, dass das Rennen beginnen konnte. 

„Ich bin froh, dass es Reid und Emily gut geht“, sagte David. Er war nie jemand gewesen, der höflichen Smalltalk führte. Obwohl es in seinen Kreisen wichtig war und jede Buchlesung ein gewisses Maß an oberflächlichem Schnickschnack erforderte, war er privat anders. Er packte den Stier bei den Hörnern, auch auf die Gefahr hin aufgespießt zu werden. Das hatte ihm viele Schwierigkeiten bereitet und überraschende Freuden geschenkt. Zu Beginn liebten ihn seine Ehefrauen dafür, am Ende hassten sie es. Es war eine Frage der Perspektive, alles eine Frage der Perspektive.

Hotch sah auf und ihre Blicke trafen sich. Es lag Schmerz in Aarons Augen, ein Schmerz, den er nicht verstecken musste, den Dave sehen durfte. Keine Maske, kein Wächter schützte ihn heute Nacht. Sie saßen zusammen auf seiner Couch nicht als Kollegen, sondern als Freunde, deren Band immer noch stark war. Instinktiv, strapazierter als früher, aber immer noch da, immer noch fest verankert.

„Ich auch.“, antwortete er und sein Gesichtsausdruck verriet so viel mehr.

„Du warst ziemlich an der Grenze heute“, stellte Rossi fest und legte beschwichtigend eine Hand auf Hotchs Unterarm. Aarons Blick glitt zu Rossis Finger, die sich fremd und warm anfühlten. Er lächelte. Dave war immer schon jemand gewesen, der die Leute anfasste, der körperlichen Kontakt suchte. Wenn er jemanden kannte, wenn er sich ihm öffnete. Vielleicht war es der Italiener in ihm, der Rest lebhafter Gesten, die das Erbe seiner Mutter mit sich brachte.

Rossi bemerkte Aarons Blick und zog seine Hand zurück.

„Entschuldige“, er zuckte hilflos mit den Schultern, „alte Angewohnheit.“

Du hast Recht“, lenkte Hotch ein und ignorierte Daves Kommentar. „Heute war ein harter Tag.“

Rossi nickte und nahm einen Schluck aus seinem Glas.

„Für einen Moment hab ich gedacht, du verlierst dich.“, er suchte seine Augen und wartete darauf, dass Hotch begann, dass er die Stille durchbrechen würde. „Red mit mir.“

Aaron schaute auf, bohrte seinen Blick in Davids. Dann setzte er das Glas an die Lippen und tranken in einem Zug. Hart stellte er es zurück auf die hölzerne Tischplatte und goss erneut ein. Rossi nippte an seinem Scotch. Wieder schluckte Hotch einen Teil der braunen Flüssigkeit und hielt das Glas in der Hand. Er wirkte ruhig, aber seine Finger krampften sich so fest gegen die glatte Oberfläche, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

Und mit einemmal ließ er los, war es, als ob alle Kraft aus ihm heraus floss. Seine Hand zitterte und Dave nahm ihm den Alkohol ab, stellte ihrer beiden Gläser auf den Tisch.

Es ist so schwer“, flüsterte Aaron und Rossi nickte. „Haley, Jack, die BAU, die ganze Verantwortung – alles zu viel.“

Aarons Augen fixierten den Teppich zu seinen Füßen, als er leise fortfuhr, seine Stimme nur ein Flüstern.

„Die Explosion in New York. Immer wieder sehe ich Kate wie sie unter meinen Fingern verblutet, und ich kann nichts tun, rein gar nichts.” Er zitterte wieder und es schien, als ob er mit aller Kraft gegen das ankämpfte, was ihn quälte und sein Körper sich nun dafür rächen wollte. Rossi war still. Er wusste, wie Aaron sich fühlte, ahnte, wie sehr ihn alles quälte. Er rückte näher. Ihre Knie berührten sich. Aaron spürte die warme Hand in seinem Rücken, die beruhigend auf- und abglitt.

„Manchmal ist es einfach zu viel“, murmelte er und Dave hielt inne. Dann fuhr er fort und blieb stumm, wartet darauf, dass Aaron redete, wenn er wollte, wenn er bereit dazu war.

„Ich bin da“, erwiderte er nur und es war der letzte Satz, den sie in dieser Nacht zueinander sagten, als sie in der stillen Präsens des anderen saßen und dankbar waren für die Nähe, für den Trost, für die Freundschaft.


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