Qaf: "Botschaften" (Ben/Michael, Hunter)
May. 21st, 2010 10:23 pm![[identity profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/openid.png)
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Fandom: Qaf
Pairing: Hunter, Ben und Michael
Rating: R
Song/Prompt: Author's Choice - The Marvelettes: "Please, Mr. Postman"
Zusammenfassung: Frage: Was bleibt, wenn man von dieser Erde gehen muss? Antwort: Ein Karton voller Erinnerungen.
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“Please Mr. Postman”
Wait, oh yes, wait a minute Mister Postman
Wait, wait Mister Postman
Mister Postman look and see
If there's a letter in your bag for me
I been waiting such a long time
Since I heard from that boy of mine
There must be some word today
From my boyfriend so far away
Please Mister Postman look and see
If there's a letter, a letter for me
I been standing here waiting Mister Postman
So patiently
For just a card or just a letter
Saying he's returning home to me
So many days you passed me by
See the tear standing in my eye
You didn't stop to make me feel better
By leaving me a card or a letter
Please Mister Postman, look and see
If there's a letter, oh yeah for me,
I've been waiting, a long long time
Since I've heard from that boyfriend of mine.
You gotta wait a minute, wait a minute
You gotta wait a minute, wait a minute
You gotta wait a minute, wait a minute
You gotta check it and see, one more time for me
Wait
Wait
Wait
Deliver the letter, the sooner the better
Wait
“Botschaften”
Es war still im Zimmer und nur die Nachttischlampe warf ihren goldenen Schein auf das Bett. Im Schneidersitz saß er da, vor sich einen dunklen Karton. Erst jetzt, nachdem der erste Schmerz verebbt war, fühlte er sich in der Lage, ihn zu öffnen. In den ersten Tagen konnte er noch nicht einmal den Anblick ertragen, hatte der Karton in verblasstem Dunkelbraun ihn anklagend erwartet, wenn er die Wohnung betrat. Es war, als würde er ihn verspotten und rief jedes Mal aufs Neue die Erinnerung an den Tag zurück, an dem er es erfahren hatte. Aber er wollte sich nicht erinnern, wollte nicht, dass die Wunden immer wieder aufgerissen wurden und keine Chance hatten, zu verheilen. Also packte er ihn weg. Verbannte ihn in den hintersten Winkel der Kommode, wo weder Tageslicht, noch ungewollte Augen ihn sehen mussten. Dann vergaß er ihn. Und es war genau das, was er brauchte. Erst jetzt, nachdem die Zeit ihr Wunder gewirkt hatte, war er stark genug, um sich dem Ganzen zu stellen. Mit zittrigen Händen griff er nach dem Deckel und nahm ihn ab. Erwartungsvoll und zugleich ängstlich sah er, was sich im Innern des Kartons befand und ein Hauch von Trauer legte sich um sein Herz. Es war ein vertrautes Gefühl, etwas, an dass er sich gewöhnt hatte seit „dem Tag“. Es kam in Wellen und spülte über ihn hinweg.
Behutsam nahm er das Babyband in die Hand, das im Karton lag, und las den Namen, der darauf stand: Jenny Rebecca Novotny-Marcus. Leicht strich er über die Buchstaben und legte es aufs Bett. Neben dem Band hatte eine blaue Schatulle gelegen. Sie war klein und eckig, wie die Ringkästchen, die man beim Schmuckhändler bekam. Neugierig öffnete er sie und fand einen Ring. Noch bevor er die Inschrift las, wusste er, dass es Bens war. Immer noch glänzte er wie am ersten Tag, an dem die beiden Männer sich vor seinen Augen das Ja-Wort gegeben hatten. Er hatte es ihnen nie gesagt, aber dieser Augenblick gehörte zu den glücklichsten Erinnerungen mit ihnen. Den Ring immer noch in der einen Hand haltend, fiel sein Blick auf ein Foto, das zu oberst auf einem Stapel Papiere lag. Es war ein Schnappschuss, aufgenommen an einem besonders sonnigen Tag vor vielen Jahren. Hunter betrachtete das Bild und erinnerte sich daran, wie viel Spaß sie damals gehabt hatten. Ben, Michael, er und J.R waren zum Meer gefahren. Es war aufregend gewesen, denn keiner, außer Ben, hatte das unendlich erscheinende Blau zuvor gesehen. Natürlich war er cool geblieben, hatte nicht gezeigt, wie sehr er sich darauf freute, endlich einmal das Meer zu sehen. Als sie jedoch da waren, benahm er sich wieder wie sechs und verbrachte dort einen Tag, der voller Sonne und Wärme und Freude gewesen war. Er seufzte und legte das Bild zurück, auf dem sie alle um J.R.s Sandburg herumstanden und glücklich in die Kamera lächelten.
Er schloss die Augen und atmete tief durch, gewillt die Melancholie zu vertreiben, die ihn erfasste, bevor er weitere Schritte auf dem Pfad in die Vergangenheit unternahm. Unter dem Bild entdeckte er ein zusammengefaltetes Papier, das er öffnete. Es war ein offizielles Dokument, das erkannte er sofort. Erst beim zweiten Hinschauen sah er, was er in den Händen hielt und ein Stich fuhr ihm durchs Herz. Es war die Bestätigung des Amtes, dass er ihr rechtmäßiger Sohn war. Erschüttert legte er das Blatt zur Seite und rieb sich die Augen. Die Finger gegen seine geschlossenen Augenlider gepresst, ergab er sich für wenige Sekunden dem erzwungenen Dunkel und dachte an den Tag im Diner. Das Tagebuch, das sie ihm gegeben hatten, besaß er heute noch. Viele Male waren die Seiten darin erneuert worden und viele Male hatten seine Finger es berührt. Damals war er so glücklich gewesen wie niemals zuvor. Es war auch der Tag, an dem seine Liebe zum Wort begann. Schreiben wurde für ihn zum Teil seines Lebens. Er schrieb, wenn er verzweifelt war, wenn er sich freute oder nicht mehr weiter wusste. Er schrieb, nachdem Ben gestorben war und Debbie. Schreiben war etwas, was ihn mit Ben verband und ein Geschenk, das dieser ihm gegeben hatte, als er es am nötigsten brauchte. Worte waren ein Zauber, den auch Michael und Ben entdeckt hatten, denn als er weiterschaute, fand er die Briefe. Für einen kurzen Moment zögerte er, bevor er sie öffnete und zu lesen begann. Irgendwie fühlte es sich an, als ob er in ihre Privatsphäre eindrang, als ob er etwas Verbotenes tat. Und doch konnte er sich dem unwiderstehlichen Drang, sie zu lesen, nicht entziehen. Seine Augen flogen über die ebenmäßige Schrift Bens und Michaels Antworten. Es waren Briefe, die sie sich geschrieben hatten, als sie getrennt waren, als sie sich gestritten hatten, als sie etwas klären mussten. Es waren Worte voll von Liebe und Vertrauen, von Offenheit und Respekt. Es war Bens poetischer Stil und Michaels erbarmungslos ehrlicher. Es waren Entschuldigungen und Vergebungen, Bitten und Antworten, Liebesschwüre und Erwiderungen. Es war die Quintessenz dessen, was er über viele Jahre beobachtet hatte und was ihn nach wie vor berührte, jedes Mal wenn er daran dachte. Ihre Liebe hatte sie umhüllt, hatte ihr Leben begleitet, ihre Handlungen bestimmt. Sie war da, immer und überall und schien aus ihren Augen. Und sie war unendlich, umfasste jeden, zog ihn und J.R. mit in den warmen Kokon, der ihre Familie und Freunde beinhaltete. Sie hatten harte Zeiten gehabt, aber niemals, wirklich niemals hatte er ihre Liebe zu ihm und zueinander bezweifelt.
Immer noch saß er da und Erinnerungen drifteten in sein Gedächtnis. Er war froh, dass er die Briefe gelesen hatte, die ihm noch einmal zeigten, was für ein Glück ihm mit den Beiden widerfahren war. Langsam legte er den letzten Brief zur Seite und entdeckte den Zettel am Boden von Michaels Karton. Es war ein pinker Post-it-Kleber, wie er oft an ihrem Kühlschrank gehangen hatte, um aufzuschreiben, was sie für den nächsten Einkauf besorgen sollten. Hunters Fingerspitzen fuhren zärtlich über das verblasste Papier, das so unschuldig und einsam auf dem Boden dieser Box voller Erinnerungen lag. Seine Augen suchten die Worte und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er las, was darauf stand: „Ich liebe dich“.