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Autor: Dunderklumpen
Titel:
"Emmett"
Fandom:
Queer as Folk
Genre: Drama
Pairing: Emmett
Rating:
PG-16
Word Count:
988 Wörter.
Zusammenfassung: 
Mit dieser Geschichte bin ich bis heute nicht wirklich zufrieden. Die Idee kam mir als ich Folge 511 sah, in der Emmett bei der Demonstration einen Schwulenhasser niederschlug. Später redet er mit Drew darüber und sagt ihm in einem Nebensatz, dass sein Vater ihm versucht hat, Boxen beizubringen. Von dieser Bemerkung ausgehend, entspann sich dann die Story.
Disclaimer:
Queer as Folk ist das Eigentum von Cowlip und Showtime.

„Emmett“

Als sie ihn bespuckten, schien die Sonne.
Es war einer dieser heißen Tage, an denen der Himmel so blau war, dass es in den Augen wehtat. Die Schwüle hing greifbar in der Luft und man spürte keinen Windhauch.

Als sie ihn traten,  hörte er die Vögel.
Sie sangen; zwitscherten so laut, als ob sie die Trägheit um sich herum verscheuchen wollten. Jeder bewegte sich in Zeitlupe, versuchte wenig möglich Energie zu verschwenden, die die heiße Sonne entzog. Schweiß rann seinen Rücken hinab und er spürte den dumpfen Schmerz.

Als sie ihn „Schwuchtel“ schimpften, hörte er es kaum.
Seine Augen waren geschlossen, seine Gedanken ausgeblendet aus der Realität. Er spürte nichts, hörte nichts, sah nichts mehr. Er lag einfach so da, unfähig sich zu rühren, wusste nicht,  wie viel Zeit vergangen war. Doch als er die Augen wieder öffnete, waren sie verschwunden. Sein Blick ging zu seinen Händen, die er immer noch krampfhaft schützend vor den Leib hielt.

Und mit einem Schlag war alles wieder da! Die gleißende Helligkeit des Tages, das viel zu laute Zwitschern der Vögel, der Staub auf seiner Kleidung, das Blut an seinen Händen – und der Schmerz!
Mühsam versuchte er aufzustehen und schaffte es tatsächlich. Es war nicht weit bis nach Hause und doch kam es ihm vor, als dauere es ewig. Und das einzige, das er die ganze Zeit denken konnte, war: ‚Lass meine Mom nicht zu Haus sein. Lass sie mich nicht so sehen. Lass sie um Gottes Willen nicht zu Hause sein.’
Als er die Treppenstufen zur Veranda nahm, knarrten sie. Er hatte vergessen, die zweite Stufe zu überspringen, hatte vergessen, dass sie ihn seit seiner frühsten Kindheit verriet. Wie auf Kommando kam seine Mutter aus der Tür und schrie erschrocken auf.

„Emmett, was ist passiert?“

Mit wenigen Schritten war sie bei ihm, stützte ihn, als er zur Couch taumelte. Seiner Mutter Sorgen zu bereiten, war das Letzte, das er wollte. Doch in diesem Moment war er froh, dass sie da war, froh um die abgearbeiteten Hände, welche vorsichtig über die Wunden strichen, sie mit einem  kühlen Tuch säuberten und verbanden. Sie waren nicht gefährlich, aber schmerzten nichtsdestotrotz. Schmerz, mit dem er zu leben gelernt hatte, Schmerz, der sehr viel weiter ging als nur die äußerlichen Verletzungen.
Müde lehnte er sich zurück und streckte sich auf dem Sofa aus. Er hatte kaum etwas gesagt und seine Mutter hatte nicht gefragt. Sie wussten beide, warum dies geschehen war und sie wussten beide, dass es nichts half, darüber zu jammern. Bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel, spürte er die Hände seiner Mutter, die ihm zärtlich über den Kopf strichen. So, wie sie es immer getan hatten, als er ein kleiner Junge gewesen war.

Sein Vater kam spät nach Hause. Das Abendessen wartete und sie saßen bereits am Tisch, als er eintrat. Sein Blick ging zu seinem Sohn, doch er sagte nichts. Sie aßen, er erzählte von der Arbeit, von den Nachbarn, von allem. Aber seinen Sohn sprach er nicht an. Und auch Emmett schwieg, kaute stumm an seinen Erbsen. Sein Gesicht war angeschwollen und jeder Bissen tat weh. Seine Mutter hatte Kartoffelbrei gemacht, aber auch das half nicht. Mit Hilfe suchendem Blick sah er sie an und sie nickte. Er verließ den Tisch und ging in sein Zimmer. Da unten hätte er es keine Minute länger ausgehalten. Was seine Eltern miteinander besprachen,  musste er nicht hören, um es zu wissen.
Dass er anders war, hatte er früh gemerkt, aber warum es schlimm war, konnte er lange nicht verstehen. Er mochte Jungs, aber das änderte doch nicht ihn selbst. Er war Emmett Honeycutt. Wen er mochte oder nicht, ließ ihn doch nicht über Nacht ein anderer werden. Und obwohl er nie etwas gesagt hatte, wussten es alle. Hier kannte jeder jeden, die Stadt war ein Dorf. Geheimnisse gab es keine und das merkte er schnell. Freunde wandten sich von ihm ab und nur wenige hatten den Mut, zu ihm zu stehen. Erstaunt war er darüber, weil es Leute waren, von denen er es nie gedacht hätte.

Seine Eltern sagten nichts. Als er seiner Mutter in der Küche half, sprach sie über Liebe, darüber, dass man sich nicht aussuchen konnte, wen man liebte. Ihm war klar, was sie meinte,  und umarmte sie. Aber ausgesprochen hatte es keiner von ihnen.

Sein Vater schwieg ebenfalls. Er ignorierte es so gut es ging und bis heute schien dies zu funktionieren. Doch auch er konnte vor seinem grün und blau geschlagenen Sohn nicht die Augen verschließen – nicht mehr!

Als es an seiner Tür klopfte, zuckte er zusammen.

„Herein“, rief er schwach und sein Vater betrat den Raum.

„Emmett“, er schaute auf, „wir müssen reden.“

Seine Kehle war trocken und er schaffte es nicht, seinem Vater in die Augen zu schauen,  als dieser sich neben ihm aufs Bett setzte.

„Warum haben sie dich verprügelt?“, fragte er in die Stille. Seine Stimme war ruhig, so als ob er vom Wetter sprach.

Emmett saß da, stocksteif. Warum fragte er, er wusste es doch längst. Doch wenn er es von ihm hören wollte, konnte er das haben. Zeit sich zu stellen.

Die Augen auf seinen Vater gerichtet, dessen Blick niemals loslassend, antwortete er: „Weil ich schwul bin!“

Es war ebenso eine Feststellung wie ein Aufschrei. Etwas, was er im Stillen schon oft gesagt hatte. Es nun jedoch laut zu hören – mit seiner eigenen Stimme – machte es wahrer, machte es echter, als es je zuvor gewesen war.
Sein Vater sah ihn lange an, schien in seinem Blick etwas zu suchen. Doch er sagte nichts. Die Stille hing schwer im Raum, bevor er von ihm abließ.
Müde drehte sein Vater sich von ihm weg und stand auf. An der Tür angekommen, schaute er noch einmal zurück.

„Du musst lernen, dich zu wehren!“

Er drehte sich wieder zur Tür. Den Griff schon in der Hand hörte Emmett ihn weiter sagen: „Morgen Abend zeige ich dir, wie man boxt.“

Damit war er wieder allein in seinem Zimmer.

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