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Premiere! Meine erste Fic, die ich direkt im neuen Journal poste:D
Titel: "Belauscht"
Autor:
dunderklumpen
Fandom: McLeod's Daughters
Pairing: Kate/Dave
Rating: NC-17
Word Count: 4.268 Wörter.
Zusammenfassung: Dave belauscht ein Gespräch zwischen Kate und Jodie, das ihm die Augen öffnet über Kates Gefühle für ihn. Was wird er jetzt tun?
A/N: Die Geschichte ist zwar AU, schließt aber an den gängigen Kate/Dave-Canon und Folge 425 "Trembling on the Brink" an.
Disclaimer: MLD ist das Eigentum von Channel 9.
Beta:
zamboni12 war mir eine große Hilfe bei dieser Geschichte und hat sich meiner Fehler angenommen. Danke nochmal dafür. ♥
Es war Mittag, als Dave zu einem seiner üblichen Besuche nach Drovers Run kam. Heute sollten die Schafe geimpft werden und der blonde Tierarzt machte sich mit seiner Tasche auf den Weg zum Haus. Er überquerte gerade den Platz vor den Ställen, als er eine gedämpfte Unterhaltung hörte. Überrascht stoppte er, als sein Name fiel, und er lauschte neugierig. Er erkannte Kates und Jodies Stimmen und lugte um die Ecke. Die beiden Frauen waren damit beschäftigt, ihre Pferde zu striegeln und schienen nicht auf ihre Umgebung zu achten. So blieb er, vor ihren Augen verborgen, hinter der Ecke stehen, um ihrem Gespräch zuzuhören.
„Und?", fragte Jodie erwartungsvoll.
„Nichts und", entgegnete Kate gereizt.
„Wie ‚nichts und'? Hat er gar nicht reagiert?"
„Es war alles umsonst", erwiderte Kate und Dave hörte, wie sie energisch die Bürste über Charlies Fell zog. „Ich hab mich vor allen Leuten komplett zum Idioten gemacht.“ Sie seufzte. „Für nichts und wieder nichts!" Sie klang enttäuscht und Dave fragte sich, was das Problem war. Wenn es um ihre kleine Tanzeinlage von gestern ging, dann war das doch nichts, was einem peinlich sein musste. Im Gegenteil! Sie war sexy gewesen. Durch Kates Worte noch neugieriger geworden, lauschte er weiter.
„Nein, hast du nicht. Der Auftritt war große klasse!"
„Und hat absolut nichts gebracht!", wiederholte Kate traurig. „Ich wollte nur, dass er mich endlich bemerkt. Dass er mich als Frau sieht und nicht nur als 'gute Freundin'." Sie schnaubte. „Aber das kann ich wohl vergessen."
„Was ist denn gestern noch passiert? Er schien doch so von dir begeistert.", fragte Jodie vorsichtig weiter, während Dave sich wunderte, von wem die beiden eigentlich sprachen.
„Auf dem Weg zum Zimmer hab ich Dave mit der Stripperin gesehen. Die beiden haben sich geküsst und es war offensichtlich, dass das nicht das einzige war, was sie an dem Abend noch vorhatten." Sie klang bitter und das gleichmäßige Geräusch der Bürste gegen das Fell verstummte.
Dave stand da wie vom Donner gerührt. Kate hatte diesen Auftritt für ihn hingelegt? Sie wollte, dass er sie als Frau sah? Was zum Teufel war hier los? Fassungslos hörte er weiter zu, jetzt erst Recht darauf bedacht, kein Wort des Gesprächs zu verpassen.
„Dave und die Stripperin?", Jodie klang überrascht. „Das tut mir so leid, Squirt", sagte sie und Dave konnte nur ahnen, dass sie Kate beruhigend einen Arm um die Schulter legte.
„Ihm wird nie auffallen, dass ich mehr bin als nur die dumme kleine Farmhilfe von Drovers. ‚Kate, der Kumpel' - mehr nicht."
Die Frauen schwiegen für einen Moment und Dave konnte seinen eigenen Herzschlag hören.
„Wieso muss ich mich ausgerechnet in den Mann verlieben, bei dem ich absolut gar keine Chancen habe?", Kates Stimme klang verzweifelt.
„Man kann nicht bestimmen, in wen man sich verliebt", antwortet Jodie und Dave hätte über die klischeehafte Antwort gelacht, wenn es nicht um ihn gegangen wäre.
„Und wieso kann ich mich nicht entlieben?", fragte Kate trotzig. „Ich hab alles versucht, aber Dave sieht mich einfach nicht als jemand, den er begehren kann. Ich bin halbnackt vor allen Männern der Gegend rumgesprungen und hab mich absolut lächerlich gemacht. Gott!" Das Geräusch rhythmischen Striegelns war wieder zu hören und Charlie wieherte protestierend.
"Sorry, Charlieboy", wandte Kate sich offenbar an ihr Pferd, „zu fest, nicht wahr?"
Jodie sagte nichts, sondern legte mit einem Klacken den Striegel zur Seite. „Lass uns die Pferde reinbringen und was essen", schlug sie vor, wohl wissend, dass sie nicht viel tun konnte, um ihre Freundin zu trösten.
Kate nickte und legte Charlie das Halfter an. „Ich hab keinen Hunger“, erwiderte sie, aber folgte Jodie Richtung Stall.
Das sich entfernende Klackern der Hufe begleitete Daves Gedanken, die sich unaufhörlich um das drehten, was er eben gehört hatte: Kate war in ihn verliebt!
„Dave? … Erde an Dave: Jemand zuhause?"
Der Tierarzt schreckte aus seinen Gedanken auf und sah Tess an.
„Was?"
Tess schmunzelte. „Wo warst du gerade? Jedenfalls nicht beim Impfen."
Dave schüttelte den Kopf und betrachtete die Spritze in seiner Hand. Vor nicht mal 30 Minuten hatte er Kate und Jodie belauscht, nur um jetzt das zu tun, wofür er ursprünglich überhaupt am heutigen Tag nach Drovers gekommen war. Seufzend drückte er die Kanüle ein wenig nach unten und ging so sicher, dass keine Bläschen im Impfstoff waren, dann setzte er an. Aber das Schaf hatte es sich in der Zwischenzeit anders überlegt. Ungeduldig ruckte es den Kopf nach oben und blökte protestierend. Doch Tess hatte es fest im Griff. Mit geübten Bewegungen hielt sie das Tier gerade, während Dave ihm die Spritze verabreichte. Dann ließ sie es frei und sah dem Wollknäuel hinterher, welches sich erleichtert zu seiner Herde gesellte. Sie drehte sich um und trat zu dem Tierarzt.
„Was ist los, Dave?", fragte sie etwas beunruhigt darüber, dass er so fahrig wirkte.
„Ach nichts", erwiderte er nur und zog die nächste Ampulle auf. Achselzuckend holte Tess ein weiteres Schaf und hielt es fest, während Dave es impfte. So arbeiteten sie einige Minuten schweigend miteinander bis Dave von selbst das Wort ergriff.
„Tess?", begann er vorsichtig und die junge Frau sah ihn erwartungsvoll an. „Hast du gewusst, dass…", er unterbrach sich. Konnte er das Tess wirklich fragen? Was, wenn sie davon gar nichts wusste, wenn er es mit seiner Frage noch schlimmer machte? Aber wen konnte er sonst ansprechen? Sicher nicht Jodie, das ging definitiv nicht. Und schließlich war Tess mit den beiden befreundet. Frauen sagten sich so was doch, oder nicht?
Immer noch unsicher, sah er sie an. „Wusstest du", begann er erneut, „dass Kate…", er vollendete den Satz nicht, sondern schaute sie abwartend an, darauf hoffend, dass sie von selbst darauf kam, was er wissen wollte. Doch Tess machte es ihm nicht so einfach. Schmunzelnd, aber schweigend, sah sie ihn an.
„Wusstest du", startete er ein drittes Mal und sprach jetzt ein wenig schneller, um den Satz hastig zu beenden, bevor er die Chance hatte, über seine Worte nachzugrübeln, „dass Kate in mich verliebt ist?"
Es war raus und Dave atmete tief durch.
Tess lächelte und nickte. „Ja, das wusste ich", entgegnete sie nur.
Er starrte sie an. „Du wusstest es? Wieso hast du nie etwas gesagt?", fragte er vorwurfsvoll.
„Und Kates Geheimnis gegen ihren Willen verraten? Sie bloßstellen vor dem Mann, in den sie verliebt ist?", fragte sie zurück und Dave merkte, wie dumm seine Frage gewesen war. Dass Tess ihm alles bestätigte, machte das Ganze umso realer.
„Wie lange schon?", fragte er weiter.
„Zu lange", antwortet Tess kryptisch. Die beiden Freunde schauten sich an und Dave konnte die Ernsthaftigkeit in ihrem Blick lesen.
„Woher weißt du es überhaupt?", stellte nun sie zur Abwechslung eine Frage.
Dave sah zerknirscht drein, als er gestand, wie er an die Information gekommen war.
„Ich hab ein Gespräch zwischen Kate und Jodie gehört."
„Du hast gelauscht"? Tess klang empört.
„Es war reiner Zufall. Ich war auf dem Weg zum Stall und hab meinen Namen gehört. Also bin ich stehen geblieben und hab…"
„… gelauscht.", beendete sie Daves Ausführungen.
Dieser nickte widerstrebend, aber sagte nichts weiter dazu.
„Und was soll ich jetzt tun?" unterbrach er die plötzliche Stille.
Tess ging zum abgesperrten Bereich, um das letzte Schaf aus der Umzäunung zu holen, das noch nicht geimpft worden war.
„Das kommt drauf an."
„Worauf?", fragte der er und zog eine Spritze auf.
„Wenn du sie liebst, dann sag es ihr."
Sie platzierte das Tier vor dem Veterinär und hielt es fest. Dave setzte an und schaute hoch.
„Und wenn nicht?"
„Dann behalt es für dich. Erspar ihr die Scham, die sie empfindet, wenn sie weiß, dass du es weißt."
Daves Finger drückten gegen den Plastikboden der Spritze und klare Flüssigkeit rann in den Leib des Tieres unter seinen Händen.
Was sollte er jetzt tun?
Unruhig drehte Dave sich von einer Seite auf die andere. Sein Blick glitt zum Wecker auf dem Nachttisch, dessen rote Ziffern ihm höhnisch entgegen zu leuchten schienen. 03:00 Uhr und er bekam immer noch kein Auge zu.
Lethargisch drehte er sich zurück auf den Rücken und betrachtete die Decke. Ihm war noch nie aufgefallen, was für seltsame Muster die Jalousien machten. Seit 00:00 Uhr war er den Fabelwesen gefolgt, die seine Decke bevölkerten, dunkle Umrisse in einem Wald von Schattenspielen.
Er seufzte. Der Gedanke an Kate ließ ihn nicht los. Sie war in ihn verliebt – und er hatte nichts davon mitbekommen. Wie blind musste er gewesen sein, dass er selbst bei der Striptease-Einlage nichts gemerkt hatte. Müde fuhr er sich mit der Hand über die Augen, ließ die Fingerkuppen auf seinen Lidern ruhen bis in der gnädigen Schwärze bunte Punkte erschienen. Dann ließ er los und lag mit geschlossenen Augen da.
Kate war in ihn verliebt.
Wie lange schon?
Hatte er irgendetwas getan, um sie zu ermutigen? Tausend Ereignisse gingen ihm durch den Kopf. Wie er sie freundschaftlich umarmt hatte, wie er mit ihr gescherzt hatte. Konnte sie das als Flirten aufgefasst haben?
Wieder drehte er sich um und hörte Kates Stimme im Ohr: ‚Wieso musste ich mich ausgerechnet in den Mann verlieben, bei dem ich gar keine Chancen habe?’
Nein, wenn er sie ermutigt hätte, dann wäre Kate nicht so enttäuscht gewesen.
Er hielt es nicht mehr aus und setzte sich auf. Er würde heute Nacht sowieso nicht mehr schlafen können. Resigniert erhob er sich und lief in die Küche.
Kate war in ihn verliebt.
Und jetzt?
Er nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser.
Und wenn er es einfach ignorierte? Wäre nicht das erste Mal, dass er eine Sache so lange nicht beachtete bis sie verschwand.
Er fühlte das kühle Glas an seinen Lippen und trank.
Das letzte Mal, als er etwas so Wichtiges ignoriert hatte, war er am Ende beim Psychiater gelandet. Er seufzte und ging zurück ins Schlafzimmer. Aber mit ihr reden konnte er auch nicht.
In der folgenden Woche hatte er es geschafft, ihr nicht über den Weg zu laufen, indem er die wenigen Termine, die er auf Drovers hatte, verschob und sich allgemein ziemlich rar machte. Doch das Impfen der Rinder konnte er nur eine gewisse Zeit lang hinausschieben.
Jetzt stand er am Verschlag und bereitete die ersten Spritzen vor, und als hätte er es geahnt, kam Kate auf ihn zu. Vermutlich hatte Stevie sie geschickt, um ihm zur Hand zu gehen. Er zwang ein unverfängliches Lächeln auf seine Lippen und begrüßte sie, bevor sie mit dem Impfen begannen. Während sie die Tiere festhielt und er die Spritzen setzte, versuchte er sich so zu verhalten wie immer, aber die Unterhaltung ging ihm nicht so leicht von den Lippen, wie es sonst der Fall war. Obwohl er sich bemühte, war er nicht sicher, ob Kate nicht doch etwas bemerkte.
Schließlich setzte Dave die letzte Spritze und sah auf. Er wusste, dass er lieber nichts sagen sollte, aber er konnte es einfach nicht. Zögerlich packte er seine Utensilien weg und blieb stehen.
Kate schaute ihn stirnrunzelnd an.
„Kate, bist Du verliebt in mich?“ Es war eine simple Frage, auf die ihm eine simple Antwort gereicht hätte. Stattdessen stand Kate nur da und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
„Was?“ Ihre Stimme zitterte und sie sah völlig verloren aus, während sich Panik auf ihr Gesicht schlich.
„Bist du in mich verliebt?“ Dave wiederholte seine Frage ruhig und fest.
Kate blickte ihn immer noch an, in ihrer Bewegung völlig erstarrt. Mit einem Mal begann sie völlig unerwartet zu lachen – zu laut und viel zu angestrengt, als dass es echt hätte sein können.
„Wie kommst du denn auf die Idee?“, fragte sie und setzte das Lächeln auf, das er so gut kannte und hinter dem sie ihre wahren Gefühle zu verbergen pflegte. „Wer auch immer das erzählt hat, liegt absolut falsch.“
Sie machte einen Schritt zurück, ein unbewusster Fluchtinstinkt, und antwortete: „Du bist ein guter Freund, aber ich liebe dich nicht.“
Es war gesagt und Dave musterte sie nachdenklich. Er wollte gerade etwas einwenden, als Kate den Kopf drehte.
„Oh, das ist das Telefon im Büro. Entschuldige Dave, aber ich warte schon den ganzen Vormittag auf einen Anruf aus Gungellan. Da muss ich ran.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte zum Haus.
Dave schaute ihr nach und seufzte. Selbst wenn das Telefon wirklich geklingelt hatte, es gab keine Chance, dass man es hier draußen am Rinderverschlag auch nur ansatzweise hätte hören können.
Dave fühlte sich miserabel. Er hätte nichts sagen sollen. Aber als Kate vor ihm stand, konnte er einfach nicht die Klappe halten. Dafür war das Thema zu wichtig. Was hatte er sich überhaupt von dem Gespräch erhofft? Klarheit? Die hatte er durch das Lauschen schon längst gehabt. Oder wollte er von Kate persönlich hören, dass sie in ihn verliebt war? Warum? Hatte er sich wirklich eingebildet, alles sei nur ein Missverständnis gewesen?
Er seufzte müde. Und jetzt hatte er sie blamiert. Genau das, was er nicht gewollt hatte. Aber was sollte er tun? Er liebte sie nun einmal nicht. Erschöpft legte er sich aufs Sofa und schloss die Augen. Er war todmüde. Wahrscheinlich, weil er letzte Nacht kein Auge zugetan hatte. Er sollte duschen und ins Bett, dachte er noch, bevor er auch schon eingeschlafen war.
Er wachte auf, weil ihn jemand streichelte. Schlaftrunken öffnete er die Augen. Er lag in seinem Bett, nur mit der Schlafanzughose bekleidet. Offensichtlich hatte er sich tatsächlich noch umgezogen und ins Schlafzimmer geschleppt, so wie er es ursprünglich geplant hatte. Doch viel wichtiger als diese blitzartige Erkenntnis war die Tatsache, dass Kate ihm gegenüber lag. Sie hatte ihre Arbeitskleidung an und schaute ihm aus großen dunklen Augen entgegen.
„Was machst du hier?“, fragte er verwirrt.
„Ich wollte dich besuchen“, antwortet sie und lächelte ihn an – verspielt und verführerisch zugleich.
Er stutzte. „Mitten in der Nacht?“, fragte er ungläubig zurück.
Sie lächelte noch immer und in ihren Augen leuchtete der Schalk. „Wann denn sonst?“
Er begann langsam an seinem Verstand zu zweifeln.
„Nur in der Nacht kann ich das machen“, fuhr sie fort und begann seine Wange zu streicheln. Einen Moment war er zu überrascht, als dass er etwas hätte sagen können, doch dann nahm er ihr Handgelenk und hielt sie sanft aber bestimmt fest.
„Kate, alles in Ordnung?“, fragte er skeptisch. „Bist du betrunken?“
Sie kicherte ganz undamenhaft. „Ganz im Gegenteil.“ Damit beugte sie sich zu ihm und küsste ihn. Ihre Hand wand sich aus seinem Griff und fuhr in seine Haare, legte sich auf seinen Hinterkopf und streichelte seinen Nacken.
Dave war hilflos. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. Was ging hier vor?
Doch diese Frage wurde aus seinem Hirn vertrieben, als Kates Zunge sich in seinen Mund schlängelte, sich ihren Weg bahnte und spielerisch seine Zähne entlangfuhr.
Es fühlte sich gut an und mit einem Mal war er gefangen zwischen Vernunft und Leidenschaft.
Sie presste sich an ihn und ihre Hand streichelte seine Brust, glitt über seine Brustwarzen bis zu seinem Bauchnabel hinab, um dort liegen zu bleiben. Er spürte ihre Finger wie Feuer auf seiner Haut, während der Kuss leidenschaftlicher wurde und er bereits dringend nach Sauerstoff rang.
Im gleichen Moment ließ sie von ihm ab, nibelte seinen Unterkiefer entlang, seinen Hals, seine Schulter. Ihre Hand glitt tiefer, bis sie in seinem Schritt lag, leicht und ohne Druck, aber aufreizend und gefährlich. Sein Steifer ließ sich nicht verheimlichen, sondern zeigte deutlich, dass sie ihn anmachte, dass er mehr wollte als nur einen simplen Kuss. Sie lachte und hangelte sich nach oben, schaute ihm in die Augen.
„Liebst du mich?“, fragte sie und ihr Blick sprach Bände. „Bist du in mich verliebt?“
Dave wusste nicht, was er antworten sollte, als er verwundert nach Luft schnappte. Liebte er Kate?
Die Frage erfüllte sein ganzes Bewusstsein als er erwachte; verschwitzt, mit steifem Nacken und etwas anderem, das ebenfalls eindeutig steif war. Eine deutliche Auswölbung der Hose forderte seine Aufmerksamkeit. Dave schluckte, während er in die Realität zurückfand.
Was zum Teufel war das denn gewesen?
Der Traum beschäftigte ihn den ganzen Tag. Zwischen zu impfenden Schafen, kranken Rindern und lahmen Pferden gingen ihm die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Kate wie sie ihn geküsst hatte, wie ihre Hand sich in seine Haut gebrannt hatte – und dass sich das alles so verdammt gut angefühlt hatte.
Liebst du mich?
Die Frage hing unbeantwortet im Raum, pochte unaufhörlich in seinem Innern.
Liebst du mich?
Konnte er tatsächlich in Kate verliebt sein? Oder war es ein bedeutungsloser Traum? Einer dieser Sexträume, die man als Mann von Zeit zu Zeit eben hatte und in dem Kate rein zufällig die Hauptrolle spielte? Oder wollte sein Unterbewusstsein ihm damit wirklich etwas sagen, was er sich nur nicht eingestand? Egal, wie er es drehte und wendete, er kam zu keinem Ergebnis. Konnte er vielleicht wirklich in Kate verliebt sein?
Es war dunkel und zum zweiten Mal in den letzten Tagen bekam er kein Auge zu. Diese ganze Geschichte mit Kate machte ihm mehr zu schaffen, als er gedacht hätte. Mittlerweile wünschte er sich tatsächlich, Jodie und Kate nie belauscht zu haben. Es lebte sich so viel einfacher in völliger Ahnungslosigkeit als jetzt, wo er sich selbst nicht mehr sicher war, was er eigentlich für Kate empfand.
Ja, sie war eine sehr gute Freundin, aber er hatte in ihr nie mehr gesehen. Nicht wie zum Beispiel in Tess. Auf der anderen Seite konnte er nicht leugnen, dass sie süß war, ein hübsches Mädchen, mit dem er mehr gemeinsam hatte als mit allen anderen Frauen, die er in den letzten Jahren gedatet hatte. Aber das machte sie nicht automatisch sexy und begehrenswert. Obwohl… er hatte letzte Nacht von ihr geträumt. Und dieser Traum war ganz eindeutig weder harmlos noch freundschaftlich gewesen.
Frustriert schnaubte er ins Dunkel. Er hasste es, sich so viele Gedanken machen zu müssen. Immer wieder drehte sich alles um die eine Frage: Liebte er Kate?
Eine Antwort hatte er darauf nicht und das machte ihn wahnsinnig!
Entmutigt begann er Schafe zu zählen, um sich abzulenken und vielleicht endlich einzuschlafen. Irgendwann zwischen 1.234 und 1.241 fielen ihm die Augen zu.
Der Traum setzte da ein, wo er letzte Nacht aufgehört hatte. Wie in Zeitlupe küsste sie ihn, suchten ihre Hände sich einen Weg seinen Körper hinab und in seine Pyjamahose. Mit flinken Fingern befreite sie seinen Schwanz und streichelte ihn, legte eine unerwartete Geschicklichkeit an den Tag.
Ohne einen Gedanken an das „Warum“ oder „Wie“ zu verschwenden legte er den Kopf in den Nacken und genoss, ließ sich treiben in einem See aus Lust. Wie Wellen schwabbte die Leidenschaft über ihn hinweg, steigerte sich bis zum unausweichlichen Höhepunkt – und er kam. Heiß und klebrig und vollkommen wunderbar.
Er blinzelte verwirrt, als er die Augen öffnete. Binnen weniger Sekunden zwischen Halbschlaf und Erwachen kamen die Bilder seines Traums zurück.
Schlaftrunken blieb er liegen. Es war das zweite Mal, dass er einen Sextraum mit Kate in der Hauptrolle hatte und langsam aber sicher fragte er sich wirklich, ob das nicht mehr zu bedeuten hatte, als er sich eingestehen wollte. Resigniert rollte er aus dem Bett und ging ins Bad. Er brauchte erst einmal eine Dusche, um einen klaren Kopf zu bekommen und die Spuren der letzten Nacht zu beseitigen.
Zwei Tage waren vergangen, seitdem Dave Kate das letzte Mal gesehen hatte und er war froh, ihr vorerst nicht begegnen zu müssen. Es standen keine Außentermine an, so dass er sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Und das tat er akribisch. Die Tage begannen früh und endeten spät mit letzten Handgriffen in der Praxis. Wenn er sich zu viel Zeit ließ, fingen seine Gedanken nur an, in unliebsame Richtungen zu wandern und das desaströse Gespräch mit Kate erschien vor seinem inneren Auge.
Liebst du mich, Kate?
Er hatte es tatsächlich gefragt und ihre Reaktion hatte ihm bestätigt, dass es nicht nur ein Trugschluss gewesen war. Er hatte ihr angesehen, dass die Antwort auf diese Frage ein eindeutiges „Ja“ war. Wütend auf sich selbst, dass er seine Gedanken hatte zu Kate driften lassen, tippte er fester auf die Tatstatur ein, um seine Rechnungen für den heutigen Tag endlich zu Ende zu schreiben.
Ein paar Stunden später öffnete Dave den Kühlschrank und nahm sich ein Bier heraus. Langsam schlenderte er auf die Terrasse und setzte sich. Die Nacht war warm und klar. Sterne blinkten am Himmel und es war still genug, dass er in Ruhe nachdenken konnte.
Der Tag war schnell vergangen. Voll gepackt mit Arbeit, war es ihm leicht gefallen, nicht an Kate zu denken. Stattdessen hatte er zwei Nächte am Stück von ihr geträumt. Was hatte das zu bedeuten? Hatte es überhaupt etwas zu bedeuten? Er lehnte sich zurück gegen das harte Holz des Stuhls und dachte an all die Momente, die er mit Kate schon erlebt hatte.
Wie sie sich kennen gelernt hatten, wie sie zusammen auf der Motorhaube gesessen und sich unterhalten hatten. Wie er mit ihrer Hilfe das Kälbchen auf die Welt gebracht hatte. Sie war ihm immer eine gute Freundin gewesen, hatte zugehört, hatte Ratschläge gegeben. Sie hatten gemeinsam gelacht und getrunken, gescherzt und geredet. Die Chemie zwischen ihnen stimmte und obwohl Kate in ihn verliebt war, hatte sie zurückgesteckt, hatte nichts gesagt, sondern ihn selbst entscheiden lassen, sich seinen Liebeskummer angehört und still gelitten.
Er schloss die Augen und sah sie vor sich, in ihrer üblichen Arbeitskleidung, die Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, den Hut auf dem Kopf. Sie drehte sich um und lächelte ihn an. Ein Lächeln in dem Wärme und Herzlichkeit lag.
Und mit einem Mal wurde ihm klar, was er die ganze Zeit tief in seinem Innern gewusst hatte, aber nicht hatte wahr haben wollen: Er liebte Kate. So schlicht und einfach war das. Dave Brewer liebte Kate Manfredi.
Er seufzte. Fehlte nur noch, dass er ein Herz in die Verandasäule ritzte. Er schüttelte amüsiert den Kopf.
Wie hatte er das nicht merken können? Er war völlig blind gewesen. So darauf konzentriert, Kate keine falschen Hoffnungen zu machen, dass er sich nie wirklich gefragt hatte, ob es nicht er selbst war, dem er eine Enttäuschung ersparen wollte. Er seufzte erneut und nahm den letzten Schluck aus der Flasche. Er wusste nicht, weshalb gerade jetzt und weshalb gerade hier, aber so unsicher, wie er die letzten Tage gewesen war, so sicher war er sich in diesem Augenblick. Er liebte Kate und er musste es ihr sagen.
Er stand vor ihrer Tür und klopfte. Es war spät, so dass Kate mehr als erstaunt war, als sie öffnete.
„Dave? Ist was passiert?“, sie klang besorgt.
Dave schluckte trocken und schüttelte den Kopf.
„Nein“, erwiderte er und seine Stimme war ein heiseres Krächzen. Er räusperte sich und versuchte, seine raue Kehle zu befeuchten. Doch er hatte das Gefühl Sandpapier geschluckt zu haben.
„Es ist alles o.k.“, fuhr er schwach fort, immer noch nicht sicher, wie er sagen sollte, was ihm auf dem Herzen lag.
„Was…“, begann sie, aber der Tierarzt unterbrach sie.
„Ich mag dich, Kate“, sagte er und hätte sich im gleichen Moment dafür ohrfeigen können, so unbeholfen zu wirken.
Kate sah ihn überrascht an, aber erwiderte nichts.
„Ich…“, erklärte er weiter, „hab mich in dich verliebt.“ Wieder schluckte er und wartete auf eine Reaktion, aber Kate antwortete nicht. Stattdessen sah er eine Reihe von Gefühlen auf ihrem Gesicht erscheinen und genauso schnell wieder verschwinden: Überraschung, Panik, Verwirrtheit, Hoffnung und wieder Überraschung.
Er wusste nicht, was er tun sollte, wie er ihr erklären konnte, dass er erst jetzt seine Gefühle für sie entdeckt hatte. Er war so lange so ignorant gewesen, dass er es selbst nicht fassen konnte.
Kate stand noch immer da, die Hand am Türrahmen.
„Dave“, begann sie, doch der Tierarzt ließ sie wieder nicht ausreden. Im Gegenteil: Er neigte sich vor und küsste sie. Doch es war nicht wie im Film, nicht romantisch und atemberaubend, sondern hektisch und verzweifelt. Seine Lippen hatten nur zur Hälfte die ihren getroffen, sein Herz schlug bis zum Hals und er wusste nicht, wohin mit seinen Händen. Er ließ von ihr ab und schaute sie erwartungsvoll an.
Kates Hand fuhr an die Stelle, wo sich Daves Mund eben gerade noch schief auf ihren gepresst hatte und ihre Finger ruhten für wenige Sekunden darauf. Dann glitt ein Lächeln über ihre Züge. Sie streckte die Arme aus und schlang sie um seinen Hals, als sie einen Schritt auf ihn zutrat. Ihr Kopf hob sich und sie küsste ihn ihrerseits. Doch dieses Mal war es weder fahrig noch unsicher, sondern langsam und tastend, so als ob sie nicht wirklich glauben konnte, was hier geschah. Er schloss die Augen und zog sie enger an sich, seine Arme um ihre schlanke Gestalt gelegt. Das war der Kuss, den er ihr hatte geben wollen und bei dem er so kläglich versagt hatte. Sie lösten sich voneinander, immer noch in der Umarmung des anderen.
„Besser?“, fragte Kate und Dave grinste.
„Viel besser.“, entgegnete er und küsste sie erneut.
Tess goss Kaffee nach und setzte sich ihm gegenüber.
„Das heißt, du und Kate seid jetzt zusammen?“
Dave nickte.
„Wow, das ist“, sie stockte kurz, „überraschend.“ Dann lächelte sie ein fröhliches Lächeln. „Ich freu mich für euch.“
Dave trank einen Schluck und hielt die warme Tasse zwischen seinen Fingern. „Ganz ehrlich… ich weiß, dass es falsch war, aber dem Gespräch von Kate und Jodie zu lauschen, war das Beste, was mir passieren konnte.“
Tess war gerade dabei, etwas zu erwidern, als sie Kates Stimme von der Tür her hörte.
„Mir auch“, sagte diese grinsend und trat in die Küche.
Tess sah sie an und lachte. „Scheint, ihr habt beide was fürs Belauschen von Gesprächen übrig, die nicht für eure Ohren bestimmt sind.“
Dave nahm Kates Hand und zog sie zu sich.
„Und es hat uns Glück gebracht“, erwiderte er verschmitzt und küsste sie.
Titel: "Belauscht"
Autor:
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Fandom: McLeod's Daughters
Pairing: Kate/Dave
Rating: NC-17
Word Count: 4.268 Wörter.
Zusammenfassung: Dave belauscht ein Gespräch zwischen Kate und Jodie, das ihm die Augen öffnet über Kates Gefühle für ihn. Was wird er jetzt tun?
A/N: Die Geschichte ist zwar AU, schließt aber an den gängigen Kate/Dave-Canon und Folge 425 "Trembling on the Brink" an.
Disclaimer: MLD ist das Eigentum von Channel 9.
Beta:
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"Belauscht"
Es war Mittag, als Dave zu einem seiner üblichen Besuche nach Drovers Run kam. Heute sollten die Schafe geimpft werden und der blonde Tierarzt machte sich mit seiner Tasche auf den Weg zum Haus. Er überquerte gerade den Platz vor den Ställen, als er eine gedämpfte Unterhaltung hörte. Überrascht stoppte er, als sein Name fiel, und er lauschte neugierig. Er erkannte Kates und Jodies Stimmen und lugte um die Ecke. Die beiden Frauen waren damit beschäftigt, ihre Pferde zu striegeln und schienen nicht auf ihre Umgebung zu achten. So blieb er, vor ihren Augen verborgen, hinter der Ecke stehen, um ihrem Gespräch zuzuhören.
„Und?", fragte Jodie erwartungsvoll.
„Nichts und", entgegnete Kate gereizt.
„Wie ‚nichts und'? Hat er gar nicht reagiert?"
„Es war alles umsonst", erwiderte Kate und Dave hörte, wie sie energisch die Bürste über Charlies Fell zog. „Ich hab mich vor allen Leuten komplett zum Idioten gemacht.“ Sie seufzte. „Für nichts und wieder nichts!" Sie klang enttäuscht und Dave fragte sich, was das Problem war. Wenn es um ihre kleine Tanzeinlage von gestern ging, dann war das doch nichts, was einem peinlich sein musste. Im Gegenteil! Sie war sexy gewesen. Durch Kates Worte noch neugieriger geworden, lauschte er weiter.
„Nein, hast du nicht. Der Auftritt war große klasse!"
„Und hat absolut nichts gebracht!", wiederholte Kate traurig. „Ich wollte nur, dass er mich endlich bemerkt. Dass er mich als Frau sieht und nicht nur als 'gute Freundin'." Sie schnaubte. „Aber das kann ich wohl vergessen."
„Was ist denn gestern noch passiert? Er schien doch so von dir begeistert.", fragte Jodie vorsichtig weiter, während Dave sich wunderte, von wem die beiden eigentlich sprachen.
„Auf dem Weg zum Zimmer hab ich Dave mit der Stripperin gesehen. Die beiden haben sich geküsst und es war offensichtlich, dass das nicht das einzige war, was sie an dem Abend noch vorhatten." Sie klang bitter und das gleichmäßige Geräusch der Bürste gegen das Fell verstummte.
Dave stand da wie vom Donner gerührt. Kate hatte diesen Auftritt für ihn hingelegt? Sie wollte, dass er sie als Frau sah? Was zum Teufel war hier los? Fassungslos hörte er weiter zu, jetzt erst Recht darauf bedacht, kein Wort des Gesprächs zu verpassen.
„Dave und die Stripperin?", Jodie klang überrascht. „Das tut mir so leid, Squirt", sagte sie und Dave konnte nur ahnen, dass sie Kate beruhigend einen Arm um die Schulter legte.
„Ihm wird nie auffallen, dass ich mehr bin als nur die dumme kleine Farmhilfe von Drovers. ‚Kate, der Kumpel' - mehr nicht."
Die Frauen schwiegen für einen Moment und Dave konnte seinen eigenen Herzschlag hören.
„Wieso muss ich mich ausgerechnet in den Mann verlieben, bei dem ich absolut gar keine Chancen habe?", Kates Stimme klang verzweifelt.
„Man kann nicht bestimmen, in wen man sich verliebt", antwortet Jodie und Dave hätte über die klischeehafte Antwort gelacht, wenn es nicht um ihn gegangen wäre.
„Und wieso kann ich mich nicht entlieben?", fragte Kate trotzig. „Ich hab alles versucht, aber Dave sieht mich einfach nicht als jemand, den er begehren kann. Ich bin halbnackt vor allen Männern der Gegend rumgesprungen und hab mich absolut lächerlich gemacht. Gott!" Das Geräusch rhythmischen Striegelns war wieder zu hören und Charlie wieherte protestierend.
"Sorry, Charlieboy", wandte Kate sich offenbar an ihr Pferd, „zu fest, nicht wahr?"
Jodie sagte nichts, sondern legte mit einem Klacken den Striegel zur Seite. „Lass uns die Pferde reinbringen und was essen", schlug sie vor, wohl wissend, dass sie nicht viel tun konnte, um ihre Freundin zu trösten.
Kate nickte und legte Charlie das Halfter an. „Ich hab keinen Hunger“, erwiderte sie, aber folgte Jodie Richtung Stall.
Das sich entfernende Klackern der Hufe begleitete Daves Gedanken, die sich unaufhörlich um das drehten, was er eben gehört hatte: Kate war in ihn verliebt!
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„Dave? … Erde an Dave: Jemand zuhause?"
Der Tierarzt schreckte aus seinen Gedanken auf und sah Tess an.
„Was?"
Tess schmunzelte. „Wo warst du gerade? Jedenfalls nicht beim Impfen."
Dave schüttelte den Kopf und betrachtete die Spritze in seiner Hand. Vor nicht mal 30 Minuten hatte er Kate und Jodie belauscht, nur um jetzt das zu tun, wofür er ursprünglich überhaupt am heutigen Tag nach Drovers gekommen war. Seufzend drückte er die Kanüle ein wenig nach unten und ging so sicher, dass keine Bläschen im Impfstoff waren, dann setzte er an. Aber das Schaf hatte es sich in der Zwischenzeit anders überlegt. Ungeduldig ruckte es den Kopf nach oben und blökte protestierend. Doch Tess hatte es fest im Griff. Mit geübten Bewegungen hielt sie das Tier gerade, während Dave ihm die Spritze verabreichte. Dann ließ sie es frei und sah dem Wollknäuel hinterher, welches sich erleichtert zu seiner Herde gesellte. Sie drehte sich um und trat zu dem Tierarzt.
„Was ist los, Dave?", fragte sie etwas beunruhigt darüber, dass er so fahrig wirkte.
„Ach nichts", erwiderte er nur und zog die nächste Ampulle auf. Achselzuckend holte Tess ein weiteres Schaf und hielt es fest, während Dave es impfte. So arbeiteten sie einige Minuten schweigend miteinander bis Dave von selbst das Wort ergriff.
„Tess?", begann er vorsichtig und die junge Frau sah ihn erwartungsvoll an. „Hast du gewusst, dass…", er unterbrach sich. Konnte er das Tess wirklich fragen? Was, wenn sie davon gar nichts wusste, wenn er es mit seiner Frage noch schlimmer machte? Aber wen konnte er sonst ansprechen? Sicher nicht Jodie, das ging definitiv nicht. Und schließlich war Tess mit den beiden befreundet. Frauen sagten sich so was doch, oder nicht?
Immer noch unsicher, sah er sie an. „Wusstest du", begann er erneut, „dass Kate…", er vollendete den Satz nicht, sondern schaute sie abwartend an, darauf hoffend, dass sie von selbst darauf kam, was er wissen wollte. Doch Tess machte es ihm nicht so einfach. Schmunzelnd, aber schweigend, sah sie ihn an.
„Wusstest du", startete er ein drittes Mal und sprach jetzt ein wenig schneller, um den Satz hastig zu beenden, bevor er die Chance hatte, über seine Worte nachzugrübeln, „dass Kate in mich verliebt ist?"
Es war raus und Dave atmete tief durch.
Tess lächelte und nickte. „Ja, das wusste ich", entgegnete sie nur.
Er starrte sie an. „Du wusstest es? Wieso hast du nie etwas gesagt?", fragte er vorwurfsvoll.
„Und Kates Geheimnis gegen ihren Willen verraten? Sie bloßstellen vor dem Mann, in den sie verliebt ist?", fragte sie zurück und Dave merkte, wie dumm seine Frage gewesen war. Dass Tess ihm alles bestätigte, machte das Ganze umso realer.
„Wie lange schon?", fragte er weiter.
„Zu lange", antwortet Tess kryptisch. Die beiden Freunde schauten sich an und Dave konnte die Ernsthaftigkeit in ihrem Blick lesen.
„Woher weißt du es überhaupt?", stellte nun sie zur Abwechslung eine Frage.
Dave sah zerknirscht drein, als er gestand, wie er an die Information gekommen war.
„Ich hab ein Gespräch zwischen Kate und Jodie gehört."
„Du hast gelauscht"? Tess klang empört.
„Es war reiner Zufall. Ich war auf dem Weg zum Stall und hab meinen Namen gehört. Also bin ich stehen geblieben und hab…"
„… gelauscht.", beendete sie Daves Ausführungen.
Dieser nickte widerstrebend, aber sagte nichts weiter dazu.
„Und was soll ich jetzt tun?" unterbrach er die plötzliche Stille.
Tess ging zum abgesperrten Bereich, um das letzte Schaf aus der Umzäunung zu holen, das noch nicht geimpft worden war.
„Das kommt drauf an."
„Worauf?", fragte der er und zog eine Spritze auf.
„Wenn du sie liebst, dann sag es ihr."
Sie platzierte das Tier vor dem Veterinär und hielt es fest. Dave setzte an und schaute hoch.
„Und wenn nicht?"
„Dann behalt es für dich. Erspar ihr die Scham, die sie empfindet, wenn sie weiß, dass du es weißt."
Daves Finger drückten gegen den Plastikboden der Spritze und klare Flüssigkeit rann in den Leib des Tieres unter seinen Händen.
Was sollte er jetzt tun?
***
Unruhig drehte Dave sich von einer Seite auf die andere. Sein Blick glitt zum Wecker auf dem Nachttisch, dessen rote Ziffern ihm höhnisch entgegen zu leuchten schienen. 03:00 Uhr und er bekam immer noch kein Auge zu.
Lethargisch drehte er sich zurück auf den Rücken und betrachtete die Decke. Ihm war noch nie aufgefallen, was für seltsame Muster die Jalousien machten. Seit 00:00 Uhr war er den Fabelwesen gefolgt, die seine Decke bevölkerten, dunkle Umrisse in einem Wald von Schattenspielen.
Er seufzte. Der Gedanke an Kate ließ ihn nicht los. Sie war in ihn verliebt – und er hatte nichts davon mitbekommen. Wie blind musste er gewesen sein, dass er selbst bei der Striptease-Einlage nichts gemerkt hatte. Müde fuhr er sich mit der Hand über die Augen, ließ die Fingerkuppen auf seinen Lidern ruhen bis in der gnädigen Schwärze bunte Punkte erschienen. Dann ließ er los und lag mit geschlossenen Augen da.
Kate war in ihn verliebt.
Wie lange schon?
Hatte er irgendetwas getan, um sie zu ermutigen? Tausend Ereignisse gingen ihm durch den Kopf. Wie er sie freundschaftlich umarmt hatte, wie er mit ihr gescherzt hatte. Konnte sie das als Flirten aufgefasst haben?
Wieder drehte er sich um und hörte Kates Stimme im Ohr: ‚Wieso musste ich mich ausgerechnet in den Mann verlieben, bei dem ich gar keine Chancen habe?’
Nein, wenn er sie ermutigt hätte, dann wäre Kate nicht so enttäuscht gewesen.
Er hielt es nicht mehr aus und setzte sich auf. Er würde heute Nacht sowieso nicht mehr schlafen können. Resigniert erhob er sich und lief in die Küche.
Kate war in ihn verliebt.
Und jetzt?
Er nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser.
Und wenn er es einfach ignorierte? Wäre nicht das erste Mal, dass er eine Sache so lange nicht beachtete bis sie verschwand.
Er fühlte das kühle Glas an seinen Lippen und trank.
Das letzte Mal, als er etwas so Wichtiges ignoriert hatte, war er am Ende beim Psychiater gelandet. Er seufzte und ging zurück ins Schlafzimmer. Aber mit ihr reden konnte er auch nicht.
***
In der folgenden Woche hatte er es geschafft, ihr nicht über den Weg zu laufen, indem er die wenigen Termine, die er auf Drovers hatte, verschob und sich allgemein ziemlich rar machte. Doch das Impfen der Rinder konnte er nur eine gewisse Zeit lang hinausschieben.
Jetzt stand er am Verschlag und bereitete die ersten Spritzen vor, und als hätte er es geahnt, kam Kate auf ihn zu. Vermutlich hatte Stevie sie geschickt, um ihm zur Hand zu gehen. Er zwang ein unverfängliches Lächeln auf seine Lippen und begrüßte sie, bevor sie mit dem Impfen begannen. Während sie die Tiere festhielt und er die Spritzen setzte, versuchte er sich so zu verhalten wie immer, aber die Unterhaltung ging ihm nicht so leicht von den Lippen, wie es sonst der Fall war. Obwohl er sich bemühte, war er nicht sicher, ob Kate nicht doch etwas bemerkte.
Schließlich setzte Dave die letzte Spritze und sah auf. Er wusste, dass er lieber nichts sagen sollte, aber er konnte es einfach nicht. Zögerlich packte er seine Utensilien weg und blieb stehen.
Kate schaute ihn stirnrunzelnd an.
„Kate, bist Du verliebt in mich?“ Es war eine simple Frage, auf die ihm eine simple Antwort gereicht hätte. Stattdessen stand Kate nur da und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
„Was?“ Ihre Stimme zitterte und sie sah völlig verloren aus, während sich Panik auf ihr Gesicht schlich.
„Bist du in mich verliebt?“ Dave wiederholte seine Frage ruhig und fest.
Kate blickte ihn immer noch an, in ihrer Bewegung völlig erstarrt. Mit einem Mal begann sie völlig unerwartet zu lachen – zu laut und viel zu angestrengt, als dass es echt hätte sein können.
„Wie kommst du denn auf die Idee?“, fragte sie und setzte das Lächeln auf, das er so gut kannte und hinter dem sie ihre wahren Gefühle zu verbergen pflegte. „Wer auch immer das erzählt hat, liegt absolut falsch.“
Sie machte einen Schritt zurück, ein unbewusster Fluchtinstinkt, und antwortete: „Du bist ein guter Freund, aber ich liebe dich nicht.“
Es war gesagt und Dave musterte sie nachdenklich. Er wollte gerade etwas einwenden, als Kate den Kopf drehte.
„Oh, das ist das Telefon im Büro. Entschuldige Dave, aber ich warte schon den ganzen Vormittag auf einen Anruf aus Gungellan. Da muss ich ran.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte zum Haus.
Dave schaute ihr nach und seufzte. Selbst wenn das Telefon wirklich geklingelt hatte, es gab keine Chance, dass man es hier draußen am Rinderverschlag auch nur ansatzweise hätte hören können.
***
Dave fühlte sich miserabel. Er hätte nichts sagen sollen. Aber als Kate vor ihm stand, konnte er einfach nicht die Klappe halten. Dafür war das Thema zu wichtig. Was hatte er sich überhaupt von dem Gespräch erhofft? Klarheit? Die hatte er durch das Lauschen schon längst gehabt. Oder wollte er von Kate persönlich hören, dass sie in ihn verliebt war? Warum? Hatte er sich wirklich eingebildet, alles sei nur ein Missverständnis gewesen?
Er seufzte müde. Und jetzt hatte er sie blamiert. Genau das, was er nicht gewollt hatte. Aber was sollte er tun? Er liebte sie nun einmal nicht. Erschöpft legte er sich aufs Sofa und schloss die Augen. Er war todmüde. Wahrscheinlich, weil er letzte Nacht kein Auge zugetan hatte. Er sollte duschen und ins Bett, dachte er noch, bevor er auch schon eingeschlafen war.
Er wachte auf, weil ihn jemand streichelte. Schlaftrunken öffnete er die Augen. Er lag in seinem Bett, nur mit der Schlafanzughose bekleidet. Offensichtlich hatte er sich tatsächlich noch umgezogen und ins Schlafzimmer geschleppt, so wie er es ursprünglich geplant hatte. Doch viel wichtiger als diese blitzartige Erkenntnis war die Tatsache, dass Kate ihm gegenüber lag. Sie hatte ihre Arbeitskleidung an und schaute ihm aus großen dunklen Augen entgegen.
„Was machst du hier?“, fragte er verwirrt.
„Ich wollte dich besuchen“, antwortet sie und lächelte ihn an – verspielt und verführerisch zugleich.
Er stutzte. „Mitten in der Nacht?“, fragte er ungläubig zurück.
Sie lächelte noch immer und in ihren Augen leuchtete der Schalk. „Wann denn sonst?“
Er begann langsam an seinem Verstand zu zweifeln.
„Nur in der Nacht kann ich das machen“, fuhr sie fort und begann seine Wange zu streicheln. Einen Moment war er zu überrascht, als dass er etwas hätte sagen können, doch dann nahm er ihr Handgelenk und hielt sie sanft aber bestimmt fest.
„Kate, alles in Ordnung?“, fragte er skeptisch. „Bist du betrunken?“
Sie kicherte ganz undamenhaft. „Ganz im Gegenteil.“ Damit beugte sie sich zu ihm und küsste ihn. Ihre Hand wand sich aus seinem Griff und fuhr in seine Haare, legte sich auf seinen Hinterkopf und streichelte seinen Nacken.
Dave war hilflos. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. Was ging hier vor?
Doch diese Frage wurde aus seinem Hirn vertrieben, als Kates Zunge sich in seinen Mund schlängelte, sich ihren Weg bahnte und spielerisch seine Zähne entlangfuhr.
Es fühlte sich gut an und mit einem Mal war er gefangen zwischen Vernunft und Leidenschaft.
Sie presste sich an ihn und ihre Hand streichelte seine Brust, glitt über seine Brustwarzen bis zu seinem Bauchnabel hinab, um dort liegen zu bleiben. Er spürte ihre Finger wie Feuer auf seiner Haut, während der Kuss leidenschaftlicher wurde und er bereits dringend nach Sauerstoff rang.
Im gleichen Moment ließ sie von ihm ab, nibelte seinen Unterkiefer entlang, seinen Hals, seine Schulter. Ihre Hand glitt tiefer, bis sie in seinem Schritt lag, leicht und ohne Druck, aber aufreizend und gefährlich. Sein Steifer ließ sich nicht verheimlichen, sondern zeigte deutlich, dass sie ihn anmachte, dass er mehr wollte als nur einen simplen Kuss. Sie lachte und hangelte sich nach oben, schaute ihm in die Augen.
„Liebst du mich?“, fragte sie und ihr Blick sprach Bände. „Bist du in mich verliebt?“
Dave wusste nicht, was er antworten sollte, als er verwundert nach Luft schnappte. Liebte er Kate?
Die Frage erfüllte sein ganzes Bewusstsein als er erwachte; verschwitzt, mit steifem Nacken und etwas anderem, das ebenfalls eindeutig steif war. Eine deutliche Auswölbung der Hose forderte seine Aufmerksamkeit. Dave schluckte, während er in die Realität zurückfand.
Was zum Teufel war das denn gewesen?
***
Der Traum beschäftigte ihn den ganzen Tag. Zwischen zu impfenden Schafen, kranken Rindern und lahmen Pferden gingen ihm die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Kate wie sie ihn geküsst hatte, wie ihre Hand sich in seine Haut gebrannt hatte – und dass sich das alles so verdammt gut angefühlt hatte.
Liebst du mich?
Die Frage hing unbeantwortet im Raum, pochte unaufhörlich in seinem Innern.
Liebst du mich?
Konnte er tatsächlich in Kate verliebt sein? Oder war es ein bedeutungsloser Traum? Einer dieser Sexträume, die man als Mann von Zeit zu Zeit eben hatte und in dem Kate rein zufällig die Hauptrolle spielte? Oder wollte sein Unterbewusstsein ihm damit wirklich etwas sagen, was er sich nur nicht eingestand? Egal, wie er es drehte und wendete, er kam zu keinem Ergebnis. Konnte er vielleicht wirklich in Kate verliebt sein?
***
Es war dunkel und zum zweiten Mal in den letzten Tagen bekam er kein Auge zu. Diese ganze Geschichte mit Kate machte ihm mehr zu schaffen, als er gedacht hätte. Mittlerweile wünschte er sich tatsächlich, Jodie und Kate nie belauscht zu haben. Es lebte sich so viel einfacher in völliger Ahnungslosigkeit als jetzt, wo er sich selbst nicht mehr sicher war, was er eigentlich für Kate empfand.
Ja, sie war eine sehr gute Freundin, aber er hatte in ihr nie mehr gesehen. Nicht wie zum Beispiel in Tess. Auf der anderen Seite konnte er nicht leugnen, dass sie süß war, ein hübsches Mädchen, mit dem er mehr gemeinsam hatte als mit allen anderen Frauen, die er in den letzten Jahren gedatet hatte. Aber das machte sie nicht automatisch sexy und begehrenswert. Obwohl… er hatte letzte Nacht von ihr geträumt. Und dieser Traum war ganz eindeutig weder harmlos noch freundschaftlich gewesen.
Frustriert schnaubte er ins Dunkel. Er hasste es, sich so viele Gedanken machen zu müssen. Immer wieder drehte sich alles um die eine Frage: Liebte er Kate?
Eine Antwort hatte er darauf nicht und das machte ihn wahnsinnig!
Entmutigt begann er Schafe zu zählen, um sich abzulenken und vielleicht endlich einzuschlafen. Irgendwann zwischen 1.234 und 1.241 fielen ihm die Augen zu.
Der Traum setzte da ein, wo er letzte Nacht aufgehört hatte. Wie in Zeitlupe küsste sie ihn, suchten ihre Hände sich einen Weg seinen Körper hinab und in seine Pyjamahose. Mit flinken Fingern befreite sie seinen Schwanz und streichelte ihn, legte eine unerwartete Geschicklichkeit an den Tag.
Ohne einen Gedanken an das „Warum“ oder „Wie“ zu verschwenden legte er den Kopf in den Nacken und genoss, ließ sich treiben in einem See aus Lust. Wie Wellen schwabbte die Leidenschaft über ihn hinweg, steigerte sich bis zum unausweichlichen Höhepunkt – und er kam. Heiß und klebrig und vollkommen wunderbar.
Er blinzelte verwirrt, als er die Augen öffnete. Binnen weniger Sekunden zwischen Halbschlaf und Erwachen kamen die Bilder seines Traums zurück.
Schlaftrunken blieb er liegen. Es war das zweite Mal, dass er einen Sextraum mit Kate in der Hauptrolle hatte und langsam aber sicher fragte er sich wirklich, ob das nicht mehr zu bedeuten hatte, als er sich eingestehen wollte. Resigniert rollte er aus dem Bett und ging ins Bad. Er brauchte erst einmal eine Dusche, um einen klaren Kopf zu bekommen und die Spuren der letzten Nacht zu beseitigen.
***
Zwei Tage waren vergangen, seitdem Dave Kate das letzte Mal gesehen hatte und er war froh, ihr vorerst nicht begegnen zu müssen. Es standen keine Außentermine an, so dass er sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Und das tat er akribisch. Die Tage begannen früh und endeten spät mit letzten Handgriffen in der Praxis. Wenn er sich zu viel Zeit ließ, fingen seine Gedanken nur an, in unliebsame Richtungen zu wandern und das desaströse Gespräch mit Kate erschien vor seinem inneren Auge.
Liebst du mich, Kate?
Er hatte es tatsächlich gefragt und ihre Reaktion hatte ihm bestätigt, dass es nicht nur ein Trugschluss gewesen war. Er hatte ihr angesehen, dass die Antwort auf diese Frage ein eindeutiges „Ja“ war. Wütend auf sich selbst, dass er seine Gedanken hatte zu Kate driften lassen, tippte er fester auf die Tatstatur ein, um seine Rechnungen für den heutigen Tag endlich zu Ende zu schreiben.
***
Ein paar Stunden später öffnete Dave den Kühlschrank und nahm sich ein Bier heraus. Langsam schlenderte er auf die Terrasse und setzte sich. Die Nacht war warm und klar. Sterne blinkten am Himmel und es war still genug, dass er in Ruhe nachdenken konnte.
Der Tag war schnell vergangen. Voll gepackt mit Arbeit, war es ihm leicht gefallen, nicht an Kate zu denken. Stattdessen hatte er zwei Nächte am Stück von ihr geträumt. Was hatte das zu bedeuten? Hatte es überhaupt etwas zu bedeuten? Er lehnte sich zurück gegen das harte Holz des Stuhls und dachte an all die Momente, die er mit Kate schon erlebt hatte.
Wie sie sich kennen gelernt hatten, wie sie zusammen auf der Motorhaube gesessen und sich unterhalten hatten. Wie er mit ihrer Hilfe das Kälbchen auf die Welt gebracht hatte. Sie war ihm immer eine gute Freundin gewesen, hatte zugehört, hatte Ratschläge gegeben. Sie hatten gemeinsam gelacht und getrunken, gescherzt und geredet. Die Chemie zwischen ihnen stimmte und obwohl Kate in ihn verliebt war, hatte sie zurückgesteckt, hatte nichts gesagt, sondern ihn selbst entscheiden lassen, sich seinen Liebeskummer angehört und still gelitten.
Er schloss die Augen und sah sie vor sich, in ihrer üblichen Arbeitskleidung, die Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, den Hut auf dem Kopf. Sie drehte sich um und lächelte ihn an. Ein Lächeln in dem Wärme und Herzlichkeit lag.
Und mit einem Mal wurde ihm klar, was er die ganze Zeit tief in seinem Innern gewusst hatte, aber nicht hatte wahr haben wollen: Er liebte Kate. So schlicht und einfach war das. Dave Brewer liebte Kate Manfredi.
Er seufzte. Fehlte nur noch, dass er ein Herz in die Verandasäule ritzte. Er schüttelte amüsiert den Kopf.
Wie hatte er das nicht merken können? Er war völlig blind gewesen. So darauf konzentriert, Kate keine falschen Hoffnungen zu machen, dass er sich nie wirklich gefragt hatte, ob es nicht er selbst war, dem er eine Enttäuschung ersparen wollte. Er seufzte erneut und nahm den letzten Schluck aus der Flasche. Er wusste nicht, weshalb gerade jetzt und weshalb gerade hier, aber so unsicher, wie er die letzten Tage gewesen war, so sicher war er sich in diesem Augenblick. Er liebte Kate und er musste es ihr sagen.
***
Er stand vor ihrer Tür und klopfte. Es war spät, so dass Kate mehr als erstaunt war, als sie öffnete.
„Dave? Ist was passiert?“, sie klang besorgt.
Dave schluckte trocken und schüttelte den Kopf.
„Nein“, erwiderte er und seine Stimme war ein heiseres Krächzen. Er räusperte sich und versuchte, seine raue Kehle zu befeuchten. Doch er hatte das Gefühl Sandpapier geschluckt zu haben.
„Es ist alles o.k.“, fuhr er schwach fort, immer noch nicht sicher, wie er sagen sollte, was ihm auf dem Herzen lag.
„Was…“, begann sie, aber der Tierarzt unterbrach sie.
„Ich mag dich, Kate“, sagte er und hätte sich im gleichen Moment dafür ohrfeigen können, so unbeholfen zu wirken.
Kate sah ihn überrascht an, aber erwiderte nichts.
„Ich…“, erklärte er weiter, „hab mich in dich verliebt.“ Wieder schluckte er und wartete auf eine Reaktion, aber Kate antwortete nicht. Stattdessen sah er eine Reihe von Gefühlen auf ihrem Gesicht erscheinen und genauso schnell wieder verschwinden: Überraschung, Panik, Verwirrtheit, Hoffnung und wieder Überraschung.
Er wusste nicht, was er tun sollte, wie er ihr erklären konnte, dass er erst jetzt seine Gefühle für sie entdeckt hatte. Er war so lange so ignorant gewesen, dass er es selbst nicht fassen konnte.
Kate stand noch immer da, die Hand am Türrahmen.
„Dave“, begann sie, doch der Tierarzt ließ sie wieder nicht ausreden. Im Gegenteil: Er neigte sich vor und küsste sie. Doch es war nicht wie im Film, nicht romantisch und atemberaubend, sondern hektisch und verzweifelt. Seine Lippen hatten nur zur Hälfte die ihren getroffen, sein Herz schlug bis zum Hals und er wusste nicht, wohin mit seinen Händen. Er ließ von ihr ab und schaute sie erwartungsvoll an.
Kates Hand fuhr an die Stelle, wo sich Daves Mund eben gerade noch schief auf ihren gepresst hatte und ihre Finger ruhten für wenige Sekunden darauf. Dann glitt ein Lächeln über ihre Züge. Sie streckte die Arme aus und schlang sie um seinen Hals, als sie einen Schritt auf ihn zutrat. Ihr Kopf hob sich und sie küsste ihn ihrerseits. Doch dieses Mal war es weder fahrig noch unsicher, sondern langsam und tastend, so als ob sie nicht wirklich glauben konnte, was hier geschah. Er schloss die Augen und zog sie enger an sich, seine Arme um ihre schlanke Gestalt gelegt. Das war der Kuss, den er ihr hatte geben wollen und bei dem er so kläglich versagt hatte. Sie lösten sich voneinander, immer noch in der Umarmung des anderen.
„Besser?“, fragte Kate und Dave grinste.
„Viel besser.“, entgegnete er und küsste sie erneut.
***
Tess goss Kaffee nach und setzte sich ihm gegenüber.
„Das heißt, du und Kate seid jetzt zusammen?“
Dave nickte.
„Wow, das ist“, sie stockte kurz, „überraschend.“ Dann lächelte sie ein fröhliches Lächeln. „Ich freu mich für euch.“
Dave trank einen Schluck und hielt die warme Tasse zwischen seinen Fingern. „Ganz ehrlich… ich weiß, dass es falsch war, aber dem Gespräch von Kate und Jodie zu lauschen, war das Beste, was mir passieren konnte.“
Tess war gerade dabei, etwas zu erwidern, als sie Kates Stimme von der Tür her hörte.
„Mir auch“, sagte diese grinsend und trat in die Küche.
Tess sah sie an und lachte. „Scheint, ihr habt beide was fürs Belauschen von Gesprächen übrig, die nicht für eure Ohren bestimmt sind.“
Dave nahm Kates Hand und zog sie zu sich.
„Und es hat uns Glück gebracht“, erwiderte er verschmitzt und küsste sie.
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Date: 2010-05-27 11:10 am (UTC)no subject
Date: 2010-05-27 12:38 pm (UTC)Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat. In letzter Zeit haben mich die beiden wieder Mal inspiriert. Hattest du die Story schon gesehen? Vielleicht wäre das auch was für dich.
"Seele in Seele" - http://community.livejournal.com/dunder_fic/1940.html
no subject
Date: 2010-05-30 04:55 pm (UTC)no subject
Date: 2010-05-27 11:25 am (UTC)Hugs, Heike
no subject
Date: 2010-05-27 12:41 pm (UTC)